Über die Durchsuchung anarchistischer Zentren in Brasilien und für die Internationalisierung der anarchistischen Offensive angesichts der Repression im Südkegel.

Von der Soligruppe für Gefangene

Veröffentlich am 31.01.18 in der Nummer 412 der Gefangenen Info

Über die Durchsuchung anarchistischer Zentren in Brasilien und für die Internationalisierung der anarchistischen Offensive angesichts der Repression im Südkegel.

Sin Banderas Ni Fronteras aus Chile, Zelle der anti-autoritären Agitation, 26.Oktober 2017

Wie bereits in einigen Medien und Blogs berichtet wurde, ist die Zivilpolizei von Rio Grande do Sul in Brasilien am Morgen des 25. Oktobers 2017 in anarchistische Lokale und Wohnungen eingedrungen. Die Durchsuchung geschah im Kontext einer Untersuchung über Angriffe gegen Banken, Polizeireviere, Automobilunternehmen und Zentralen von politischen Parteien, die von anarchistischen Gruppen in Porto Alegre in den letzten vier Jahren verübt wurden. All dies passierte kurz vor der achten anarchistischen Büchermesse Porto Alegres, die eigentlich am 27. Oktober 2017 stattfinden sollte, aber nun bis auf weiteres verschoben wurde.
Die Polizei nennt diesen Repressionsschlag gegen anarchistische Genoss*innen „Operation Erebos“. In der griechischen Mythologie war Erebos der Gott der Finsternis und der Unterwelt.
Laut den Repressionskräften begannen die Ermittlungen bereits vor einem Jahr, nach einem versuchten Angriff gegen ein Fahrzeug außerhalb eines Polizeipräsidiums. Laut dem Polizeidirektor der Bundespolizei (Fabio Motta) umfasst die Untersuchung über 30 Verdächtige aus Brasilien, Chile, Bolivien und Frankreich, die, wie der Pressesprecher der Zivilpolizei (Emerson Wendt) klarstellte, zu einer Organisation gehören, die sich „gegen jegliche Form der Macht, der Kontrolle und der Moral innerhalb der bestehenden Gesellschaft“ positioniert.
Zur gestohlenen Kriegsbeute der Bastarde gehören dieselben Materialien, die bereits von anderen repressiven Operationen in der Region bekannt sind, wie die „Operation Salamander“ („Caso Bombas“, Chile 2016) oder die Repression gegen anarchistische Kreise in Bolivien im Mai 2012: Bücher, Masken, Broschüren, Plakate, Computer und, besonders in diesem Fall, Öko-Bausteine, welche von der Polizei als Molotow Cocktails bezeichnet wurden.
Die Vorwürfe seitens der Repression lauten wir folgt: Versuchter Mord, Bildung einer kriminellen Organisation, Bandenbildung und Beschädigung von öffentlichem Eigentum mit explosivem Material.
Die lokalen Medien hingegen spielen ihre gewohnte Rolle als miserable Kollaborateure, um die Repression zu rechtfertigen. In einer Nachrichtensendung zeigte sogar ein Reporter mit seinen eigenen Händen (ohne Handschuhe) einen angeblich wichtigen Beweis, der die Gefährlichkeit der vermeintlichen kriminellen Gruppierung aufzeigen soll: eine Kopie des Buches „Chronologie der anarchistischen Konfrontation“, in dem verschiedene direkte Aktionen innerhalb des Territoriums des brasilianischen Staats dargelegt werden.
Jenseits der Beweise und Vorwürfe sehen wir wieder einmal mehr, wie die repressiven Strategien der Staaten sich internationalisieren und anti-autoritäre Kreise und Genoss*innen treffen. Dadurch wird versucht, die Entwicklung des anarchistischen Kampfes, mitsamt all seinen Formen und Ausdrücken, zu bremsen.
Angesichts der momentanen Situation kann unsere Antwort nur die internationale Solidarität und die Stärkung der Aktions – und Koordinierungsnetzwerke sein, um die anarchistische Offensive im Kampf gegen die Staaten und jede Form der Macht zu kräftigen.
Von Chile bis Brasilien, Solidarität, Agitation und direkte Aktionen gegen jede Autorität!

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