Freiheit für Cesare Battisti

Am 13.01.19, wurde Cesare Battisti, 64 Jahre alt, ein ehemaliges Mitglied der bewaffneten Gruppe PAC (Proletari Armati per il Comunismo, Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus) verhaftet. Er wurde in Bolivien, in Santa Cruz de la Sierra, in einer gemeinsamen Aktion der Interpol von den bolivianischen und den italienischen Bullen verhaftet. Die italienischen Bullen haben sogar über Twitter ein Video veröffentlicht, wo man Cesare einige Momente vor der Verhaftung spazieren gehen sieht.
Seine Geschichte ist dieselbe wie die von tausend anderer die in den spät 60er und Anfang der 70er in Italien gelebt und gekämpft haben. Cesare kam aus sehr armen Verhältnissen und wurde schon sehr bald aufgrund von Überfälle – oder proletarische Enteignungen, wie er sie selbst bezeichnet festgenommen. 1977 wurde er verhaftet, weil er während dem Militärdienst, einen Unteroffizier in die Fresse geschlagen hatte. Während seiner Haftzeit im Knast von Udine würde er zukünftige Mitglieder der PAC kennenlernen und schloss sich der, in dem Moment noch nicht, kommenden Gruppe an.
Das erste mal, als Mitglied der PAC, wurde er am 26.Februar 1979 verhaftet und eingesperrt und wurde dann zu 12 Jahren und 5 Monaten Haft wegen „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Gruppe (partecipazione a banda armata)“ verurteilt. Es waren zwei Pentitos – ehemalige Mitglieder von bewaffneten Gruppen die gegen ihre Gefährt*innen aussagten, sprich Verräter*innen – um selber kürzere Haftstrafen zu bekommen. In der Zeit, vor allem ab den Massenverhaftungen von 1978 bis 1981, sprangen nicht wenige auf den Zug der Pentitos auf, um selber kürzere Haftstrafen abzusitzen.

Cesare saß im Knast bis zum Jahr 1981, als er am 4. Oktober von einer bewaffneten Zelle der PAC aus dem Knast in Italien befreit wurde. Er selbst sagte später dazu, „eine saubere Aktion ohne Verletzte“. Seit dem ist er auf der Flucht war, lebte entweder klandestin oder im Exil.

Seit der Flucht ins Ausland vieler ehemaliger Mitglieder – vor allem ab 1978 – bewaffneter Gruppen aus Italien, aber nicht nur – denn die Repression traf die gesamte antagonistische Bewegung -, versucht jene Regierung in Italien die Auslieferung dieser um sie einzusperren. Die meisten, wenn nicht sogar alle, wurden in Abwesenheit verurteilt, was heißt sie würden sofort in einen Knast in Italien eingelocht werden. Cesare selber wurde im Jahr 1990 des vierfachen Mordes verurteilt, wiedermal von einem Pentito – dem Anführer von PAC und später bei Prima Linea Pietro Mutti -, was in diesem Fall lebenslänglich bedeuten würde. Pietro Mutti sagte damals auch gegen das ehemalige PAC Mitglied Claudio Lavazza aus, der sich aufgrund einer Bankenteignung und den Mord an zwei Bullen in Córdoba seit 1996 im Knast befindet.

Nach den berichten der bürgerlichen Medien wird behauptet das Cesare seit Jahren in Brasilien lebte und die italienische Regierung seit langem eine Auslieferung verlangte. Anscheinend weigerte sich zuletzt die Regierung von Lula ihn auch auszuliefern, welche ihm sogar den Flüchtlingsstatus gab. Dieser wurde aber vom vorherigen Präsidenten von Brasilien, Michael Temer, aufgehoben. Cesare hatte im Dezember 2018 Brasilien verlassen, weil von einem Richter des obersten Gerichthofes eine Auslieferung unterschrieben wurde.

So hat auch die italienische Regierung, weiterhin nach bürgerlicher Quellen, eine Flugmaschine nach Bolivien geschickt, damit Cesare sofort nach Italien gebracht werden kann. Der Innenminister Matteo Salvini soll Cesare als einen „Verbrecher, der es nicht verdient komfortabel am Strand zu leben, aber seine Tage im Knast beenden soll“, bezeichnet.

Abgesehen von den bürokratischen Schritten die jetzt stattfinden werden, eventuell schon stattgefunden haben – wir wissen nicht – das heißt ob Cesare doch zuerst nach Brasilien, oder direkt nach Italien überführt wird, was klar ist, wieder einmal zeigt uns dieser Beispiel, dass es immer der Staat sein wird der revolutionäre politische Projekte beendet. Auch wenn die Gruppe PAC vor langer Zeit sich aufgelöst hat, es ist der Staat der dies beendet, sei es mit dem Tod, dem Exil oder dem Knast aller Mitglieder der Gruppe.

Die revolutionäre Phase von 1969 bis Anfang der 80er in Europa, vor allem in Italien, die sich mit den Arbeiter*innenaufständen und deren Bewaffnung charakterisierte, ist lange vorbei. Was aber nicht vorbei ist, ist die Repression gegen die Protagonist*innen dieser Kämpfe, so wie der von Staat geführte Kampf diese Zeit entweder verschwinden zu lassen oder sie in die eigenen herrschenden Gedanken zu überliefern. Das heißt, sich die Kämpfe anzueignen um sie außer Kraft zu setzen. Die besten Beispiele nach wie vor ist die Mai Revolte 1968 in Frankreich, die November Revolution in Deutschland, oder der Kampf unter Franco in Spanien.

Solidarität mit Menschen wie Cesare Battisti zu zeigen, heißt auch ihre Geschichte nicht zu vergessen und dass der Kampf gegen Staat, Kapitalismus, Patriarchat und Herrschaft immer noch aktuell und notwendig ist.

Freiheit für alle Gefangene
Kraft und Glück für Cesare

Soligruppe für Gefangene

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