Italien: Ein Beitrag zum Berufungsurteil für die Operation Scripta Manent

Gefunden auf contrainfo, die Übersetzung ist von uns

Italien: Ein Beitrag zum Berufungsurteil für die Operation Scripta Manent

Am 29.11.2020 veröffentlicht

In dieser dystopischen Zeit, die aus Pandemien, Viren und der halben Welt, die zu Hause eingeschlossen ist, besteht, ist das Urteil des Turiner Berufungsgerichts für den „Scripta Manent“-Prozess einfach ein weiteres Teil, das sich in dieses repressive Puzzle der neuen Zwanziger (A.d.Ü., dieses Jahrzenhts) einfügt. Eine neue Gesellschaft, eine von denen, die sie gerne als „2.0“ bezeichnen, in der sie durch ein „Wahrheitsministerium“ ständig und täglich jedes historische Ereignis revidieren, damit es den Geschmack befriedigt und die Thesen und Ideen von „Big Brother“ bestätigt. Ein „Ministerium der Liebe“, bestehend aus Virologen und Spezialisten für Infektionskrankheiten, das mehr in Fernsehstudios und Druckereien als in Krankenhäusern präsent ist, das soziale und gefühlsmäßige Beziehungen durch den Terror auslöscht, der täglich in Zeitungen und Fernsehen eingeflößt wird; dieselben, die eine neue Sprache oder „Neo-Sprache“ schaffen, in der jede Form von abweichendem, entgegengesetztem und gegensätzlichem Denken mit „Terrorismus“, aber auch „Negationismus oder Verschwörung“ abgestempelt wird (nur um zu lachen). Und auch eine „Psycho-Politik“, die von berüchtigten Leuten am Fenster oder mit Handys ausgestattet auf der Straße gebildet wird, die bereit sind, alle unsere täglichen Handlungen zu filmen, und ein neues psychologisches Verbrechen, das „Psychovebrechen“, das dazu neigt, sogar Familienbeziehungen zu zerstören, denn „wenn dein Großvater stirbt, wirst du schon drauf kommen, dass es deine Schuld ist, weil du mit deinen Freund*innen ein Bier trinken gegangen bist“.Ich könnte die Geschichte noch fortsetzen („1984“ von George Orwell), aber das genügt, um zu verstehen, in welchem historischen Kontext ein Urteil wie „Scripta Manent“ fällt, und leider werden in den kommenden Monaten noch weitere folgen.

Ich werde nicht hier sein, um die „stichfeste Beweise“ des Staatsanwalts (PM) zu demontieren, weil ich einfach und glücklicherweise nicht ihren Job mache, aber ich denke, dass dem „vergesslichen Turiner“ sich überhaupt nicht darum kümmern, ob sie mit der Tatsache Recht haben, dass wir Individuen sind oder nicht, die zur Informellen Anarchistischen Föderation gehören. Was den Staatsanwalt interessiert, ist, dass er eine lebenslange Haftstrafe wegen anarchistischer Solidarität und Komplizenschaft erwirkt.

Er hat die Verurteilungen durch ein Verfahren erwirkt, das es für uns gar nicht hätte geben dürfen, freigesprochen in erster Instanz wegen einer dreitägigen Verzögerung im Berufungsverfahren. Ich wurde mit einem Trojaner auf meinem Computer 6 Jahre lang überprüft und er hat nicht einmal sein E-Mail-Postfach überprüft, um zu sehen, ob der SGP, der die Verzögerung in Frage gestellt hätte, vorhanden war, nicht einmal im Papierkorb. Ich stelle mich nicht als Opfer, sondern erzähle, was geschehen ist, vor allem mache ich einem Unglücksraben Vorwürfe, der sich rühmt, gegen die ‚Ndrangheta1 gekämpft zu haben und dann dieselben Methoden der Brieffälschung anwandte und dank seiner „Freundschaften und Affinitäten“, die im Mafia-Jargon von denselben Richtern als „Empfehlungen“ definiert werden, einen Berufungsprozess gegen uns erreicht hat. Es ist kein Zufall, dass dieselben Richter die wahren Absichten des Staatsanwalts hervorgehoben haben, indem sie eine Strafe von 20 Jahren für Alfredo und 16 Jahren für Anna verhängten, ohne auch nur den Hauch eines Beweises für die den beiden Gefährten zugeschriebenen Taten. Die anderen Verurteilungen, die von 2 Jahren und 6 Monaten für mich und Stefano Fosco bis nach unten reichen, zeigen deutlich das Ziel der elenden Leute, von denen ich vorhin gesprochen habe: die Gefährt*innen zu isolieren, die verhaftet wurden, und diejenigen zu verurteilen, die sich immer mit ihnen solidarisiert und in Komplizenschaft gezeigt haben, sowie der x-te Angriff auf die Gegeninformation zu sein.

Lasst mich klarstellen, dass ich von der Verurteilung überhaupt nicht überrascht war, denn vom ersten Tag an, an dem ich mich 2012 entschied, die Seite RadioAzione und das Radio zu öffnen, war mir klar, was ich vorfinden würde. Die verschiedenen Sabotagen an demselben Radio, wie das Durchtrennen von Telefonleitungen, waren schmutzige Botschaften und Drohungen, auf die ich immer mit einem Lächeln auf den Lippen reagierte, denn anstatt mich zu erschrecken, zeigten sie mir, wie sehr ich für das, was ich schrieb und sagte, „in den Arsch biss“. Außerdem habe ich, obwohl der Radiosender schon einige Monate existierte, die Seite von RadioAzione nach der „Operation Ardire“ ins Netz gestellt, bei der die beiden Gefährt*innen Stefano Fosco und Elisa Di Bernardo verhaftet wurden, weil sie u.a. Gegeninformation betrieben. In der Zwischenzeit mussten sie neben den Schergen und den damaligen Richtern auch diejenigen berücksichtigen, die mich und andere Gefährt*innen darauf hinwiesen, dass sie im Netz Gegeninformation betreiben, wie diejenigen, die ihren Anarchismus bequem von ihrem eigenen „Schlafzimmer“ aus betreiben.

Ich habe mich immer als jenen Chinesen gesehen, der am Ufer des Flusses sitzt und darauf wartet, dass die Leichen seiner eigenen „Feinde“ vorbeiziehen, und ich versichere euch, dass ich sie gesehen habe und weiterhin viele von ihnen vorbeiziehen sehe… Ich war mir sehr bewusst, was ich riskiere, wenn ich in der Phase der Prozesse bestimmte Erklärungen (A.d.Ü., politische Erklärungen) abgebe; ich habe dies immer getan, indem ich in der Einzahl schrieb. Das Schlimmste war dann, das Gefühl zu haben, dass ich mit meinen Worten in Schwierigkeiten geraten bin, und zwar nicht meine Mitangeklagten, denen es wirklich schlecht ging und nicht wegen meiner Erklärungen, sondern wegen anderer Leute, die nicht einmal in den Akten erwähnt wurden. Aber das ist eine andere Geschichte… Die Selbstreferenzialität mancher Anarchisten, die sich im Zentrum des Arschlochs der Welt fühlen, aber nie wirklich durch eines gegangen sind… Ich habe weitergemacht, und ich werde weitermachen… Vielleicht werde ich zurückgehen, um etwas zu finden, das mir hilft, wieder mit mehr Kraft weiterzumachen und eine Antwort auf meine Verurteilung und die meiner anderen Gefährt*innen zu geben. Vor allem werde ich versuchen, meine ganze Solidarität und Komplizenschaft bei den anderen Gefährtinnen und Gefährten lautstark zu übermitteln, die wegen diesen und anderen Prozessen inhaftiert sind.

Ich werde dies auch tun, indem ich wieder schreibe, insbesondere an Anna und Alfredo, denen ich nicht geschrieben hatte, weil der Postbote meine Privatadresse „vergessen“ hatte, abgesehen von Rechnungen und anderen Scheiß, und um zu vermeiden, dass unsere Korrespondenz auf dem Tisch eines Unglücklichen landet, dem es dazu diente, den Berg von Gerichtsakten zu füttern. Ich habe Ihnen nicht geschrieben, aber in meinen Gedanken sind Sie über die Jahre hinweg täglich mit mir gegangen und werden auch weiterhin mit mir gehen, auch wenn Sie dies als freie Personen nicht tun können. Ein miserabler Satz wird mich niemals von ihnen fernhalten, denn ich werde es bis zur Sättigung wiederholen, dass sie meine Gefährten sind und bleiben, Bruder und Schwester, mit denen ich immer solidarisch und mitschuldig sein werde!

So sage ich zu dir Sparagna2: „Nun te fruscià!“ (Aus dem Neapolitanischen „mach dir keine Hoffnungen“)

Für den Aufstand, für die Anarchie!

Gioacchino Somma

 

1Kalabrische Mafia

2Staatsanwalt

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