Kronstadt Journal III

Kronstadt Journal III

3. März

Das Provisorische Revolutionäre Komitee von Kronstadt, das sein Hauptquartier auf dem Schiff Petropawlowsk hat, wird auf 15 Personen erweitert. Es setzt sich aus folgenden Personen zusammen:

1.Pefritschenko, Oberbeamter, Flaggschiff Petropawlowsk.
2.Jakowenko, Telephonist, Distrikt Kronstadt.
3.Ossossow, Maschinist, Sewastopol.
4.Archipow, Ingenieur.
5.Perepelkin, Mechaniker, Sewastopol.
6.Patruschew, Chefmechaniker, Petropawlowsk.
7.Kupolow, ärztlicher Oberassistent.
8.Werschinin, Matrose, Sewastopol.
9.Tukin, Elektromechaniker.
10.Romanenko, Aufseher im Dock für Awiatik.
11.Oreschin, Vorsteher der Dritten Industrieschule.
12.Walk, Holzfabrikarbeiter.
13.Pawlow, Seeminenarbeiter.
14.Baikow, Fuhrmann.
15.Kilgast, Hochseematrose.

Von den Matrosen wird beschlossen die eigenen Rationen zu Gunsten des Durchschnittsarbeiters zu kürzen. In Kronstadt treten zahlreiche Kommunisten aufgrund des Despotismus und der bürokratischen Korruption aus der Partei aus. Es erscheint die erste Ausgabe der Izvestia, der Zeitung des Provisorischen Revolutionären Komitees der Matrosen, Soldaten und Arbeiter von Kronstadt.

„Am folgenden Tag, dem 3. März, begann das Provisorische Revolutionäre Komitee mit der Herausgabe einer Tageszeitung, der lzvestiia Vremennogo Revoliutsionnogo Komiteta Matrosov, Krasnoarmeitsev i Rabochikh gor. Kronshtadta (Nachrichten des Provisorisches Revolutionäres Komitee der Matrosen, Soldaten, und Arbeitern der Stadt Kronstadt), die ohne Unterbrechung bis zum 16. März, dem Tag vor dem entscheidenden Angriff auf die Aufständischen, erscheinen sollte. In der ersten Ausgabe rief Petritschenko, als Vorsitzender des Komitees, an die Bevölkerung von Kronstadt um ihre Unterstützung: „Gefährten und Bürger, das Provisorische Komitee ist entschlossen, dass nicht ein einziger Tropfen Blut vergossen wird. … Die Aufgabe des Provisorischen Revolutionskomitees ist es, die Stadt und die Festung zu organisieren, durch freundschaftliche und gemeinsame Anstrengungen die Bedingungen für gerechte und ordentliche Wahlen zum neuen Sowjet zu schaffen. Und so, Genossen, für die Ordnung, für die Ruhe, für die Standhaftigkeit, für den neuen UND AUFRECHTEN SOZIALISTISCHEN AUFBAU, DER DAS WOHL DES GESAMTEN ARBEITENDEN VOLKES.“ Am selben Tag verbot das Revolutionskomitee alle Ausgänge aus der Stadt ohne Sondergenehmigung. Alle Militärurlaube wurden gestrichen. Außerdem wurde eine Ausgangssperre ab 23 Uhr verhängt und lokale Revtroiki1 eingerichtet, wie in Nachahmung von Sinowjews Ad-hoc-Verteidigungskomitee von Petrograd. Kronstadt hatte den Punkt an dem es kein Zurück mehr gab erreicht. Mit drei bolschewistischen Führern im Gefängnis, und der Stadt unter vollständiger Kontrolle der Rebellen, schien ein Kräftemessen mit der Regierung unvermeidlich.“ Paul Avrich, Kronstadt 1921

Die bolschewistische Radiostation versendet eine Botschaft an die Welt, in der sie ihre schon zuvor im Befehl vom Vortag niedergeschriebenen Denunziationen und Diffamationen, bei dem Aufstand in Kronstadt handele es sich um eine bewaffnete Erhebung des Generals Koslowsky organisiert von Spionen der Entente, wiederholt.

 

1A.d.Ü., die Revtroiki waren eine Art von Tribunale, sprich sowjetische Feldgerichte, die Gerichtsverfahren und Hinrichtungen beschleunigten. Diese Exekutivorgane bestanden aus drei Mitgliedern (ohne kommunistische Mitglieder) und führten die Befehle des lokalen Revolutionskomitee aus. Sie waren ein Teil der NKWD.

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