Die Anarchist*innen in Großbritannien angesichts des Falklandkriegs 1982 – 1983

Einleitung von Soligruppe für Gefangene,

wir haben diese Zusammenstellung von Artikeln aus zwei anarchistischen Publikationen, ‚Freedom‘ und ‚Black Flag‘, auf der Seite eines anarchistischen Projekts, namens ‚expandiendo la revuelta‘, aus Argentinien gefunden. Diese Artikel setzten sich mit der Invasion Argentiniens gegen Gebiete im Südatlantik, die Falklandinseln, also mit Krieg, zu der spezifischen Thematik gibt es mehr Artikel auf beiden Publikationen, man müsste sich durch die Ausgaben dieser Zeit durchwühlen, die Links zu den Quellen hängen an. Wir fanden aus historischer Sicht, wenn es auch eher kürzere Artikel sind, diese nicht nur interessant, sondern wie immer, aus unserer verdorbenen und verdrehten Haltung, wir denken immer hinterlistig um mindestens zwei Ecken, dass sie im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine von nutzen sind, zumindest was es anscheinend angeht wie sich Anarchistinnen und Anarchisten verhalten sollten wenn das Land in denen sie leben, ergo ‚nicht ihr‘ Land, sich im Krieg befindet.

Wie bekannt ist, herrschte die sogenannte Militär’junta’ in Argentinien von 1976 bis 1983, wenn auch die Zahlen schwanken, wurden offiziell um die 30.000 Personen ermordet. Nach einem gegenwärtigen und zeitgenössischen Diskurs und der Ideologie dahinter, müsste die radikale Linke des Kapitals und ‚Anarchistinnen und Anarchisten‘ sich kompromisslos hinter Großbritannien stellen, da diese von einem ‚faschistischen‘ Land angegriffen wurden. Solltest du dies Argumentation für absurd halten, keine Sorge, wir tun es auch, aber genau dasselbe passiert im Krieg in der Ukraine.

Daher ein paar Gedanken aus einer anderen Ecke auf der Welt, mehrere Artikel von Anarchistinnen und Anarchisten in Argentinien zu der Zeit werden folgen, aus einer anderen Zeit, wo doch man wusste wo man stand und gegen was man kämpfte.


Einleitung der Ausgabe von expandiendo la revuelta.

Am 2. April 1982 begann der argentinische Staat unter dem Kommando der patriotischen Junta, die sechs Jahre zuvor die Macht übernommen hatte, mit dem militärischen Vormarsch auf die Falklandinseln und begann einen Krieg, der bis zum 14. Juni desselben Jahres andauern sollte. Inmitten der nationalistischen Euphorie, die die Schreie der Verschwundenen1 überdeckte, sagte General Galtieri: „Wenn sie kommen wollen, sollen sie kommen, wir werden ihnen die Stirn bieten“, und leitete eine Kampagne ein, bei der fast tausend junge Männer starben, die gezwungen waren, für die Ehre ihres Landes und die Vorherrschaft der Militärregierung zu kämpfen, während viele andere bei ihrer Rückkehr in die Heimat Selbstmord begingen, durchzogen von dem anschließenden Prozess der „desmalvinización“2.

Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass unter so vielen Diskursen, die bis heute von „Helden“ sprechen und die nationalistische Logik hinter ihren eigenen ökonomischen und imperialen Interessen fördern, damals ein großer Teil der nationalen Bevölkerung die Kriegsanstrengungen bedingungslos oder „kritisch“ unterstützte, darunter das in Erinnerung gebliebene „Festival der lateinamerikanischen Solidarität“, bei dem die „großen Persönlichkeiten des nationalen Rock“ offen mit der Staatspropaganda zusammenarbeiteten und ein Festival anboten, um Vorräte für die argentinischen Soldaten auf den Inseln zu sammeln.

Während viele heute versuchen, ihre Hände in Unschuld zu waschen, sowohl was das Verschwinden und die Folterung Tausender revolutionärer Militanten als auch ihr Schweigen und ihre Beteiligung an Aktivitäten zur Unterstützung des Krieges betrifft, hat es in der Geschichte immer Rebell*innen und Menschen gegeben, die selbst angesichts der schlimmsten Szenen populistischer Paraphernalien ihre Würde bewahrt haben.

Zu ihnen gehören die Bands Virus und Los Violadores, die sich weigerten, an dem oben genannten Festival teilzunehmen, und andererseits die revolutionären Gruppen, die sich nicht scheuten, ihre Ablehnung des Krieges zum Ausdruck zu bringen und eine radikale Kritik am britischen und argentinischen Staat zu üben.

In England war die anarchistische Bewegung noch immer von den Aktionen der Angry Brigade3 und den verschiedenen Repressionsfällen Ende der 1970er Jahre betroffen, darunter der Fall „unknown persons“, bei dem verschiedene Räumlichkeiten durchsucht und verschiedene Gefährt*innen des Anarchist Black Cross verhaftet wurden und der Teilnahme an Aktionen des Angriffes teilgenommen zu haben,

Inmitten der konservativen Regierung von Margaret Thatcher und unter voller Mitwirkung der Labour-Partei scheute sich Großbritannien nicht, sich an der Konfrontation um die „Souveränität seiner Inseln“ zu beteiligen und seine Einmischung in die faschistische Politik der argentinischen Regierung zu rechtfertigen, der gleichen Regierung, die wenige Monate zuvor mit Waffenlieferungen und polizeilichem Nachrichtendienst bei der Ausrottung „kommunistischer Extremist*innen“ geholfen hatte.

Obwohl die patriotische Euphorie in Großbritannien nicht das argentinische Niveau erreichte, fand sie doch die Zustimmung eines großen Teils der Bevölkerung, mit Ausnahme verschiedener antimilitaristischer, linksextremer und vor allem anarchistischer Kreise.

Im Großen und Ganzen können wir sehen, wie die wichtigsten anarchistischen Publikationen dieser Zeit, die 1886 von Piotr Kropotkin gegründete „Freedom“ und die 1970 gegründete und mit einer informellen Tendenz „Black Flag“, die mit der ABC (Anarchist Black Cross) verbunden war, sowie die bekannte Anarcho-Punk-Band „Crass“ ihre Ablehnung des Krieges und der Gesellschaft, die ihn aufrechterhält, zum Ausdruck bringen. Deshalb haben wir uns entschlossen, einige Notizen, die in den Monaten Mai und April 1982 veröffentlicht wurden, zu übersetzen und weiterzugeben, nicht nur als ideologische Bekräftigung, sondern auch als Rechtfertigung der Würde, der rebellischen, antimilitaristischen und staatsfeindlichen Würde, denn wir wissen, dass die revolutionäre Erinnerung, auch wenn die nationalistische Euphorie oft versucht, die Stimmen der Rebellen im ohrenbetäubenden Ruf nach Bestrafung und Repression untergehen zu lassen, immer wieder ihre Geschichte bekräftigen und sich den vorbewaffneten Diskursen von Staat und Kapital entgegenstellen wird.

Weder Krieg zwischen den Völkern noch Frieden zwischen den Klassen.

Tod dem argentinischen Staat und allen Staaten.


Die Falklandinsel-Farce

Freedom Zeitung, 17. April 1982

Wenn Andrew Lloyd Webber so sehr von der argentinischen Politik angetan ist, dass er eine Fortsetzung von „Evita“ schreiben will, könnte er kaum etwas Besseres tun, als ein Szenario aus den Medien der letzten Woche aufzugreifen und passende Songs zu schreiben.

Tatsächlich sind einige der Songs bereits vorhanden, mit ein wenig Raubkopiererei, was durchaus angebracht wäre. Man ändere den Text von „Georgia On My Mind“ und mische ein bisschen „Any Old Iron“ hinein, und schon hat man die Eröffnungsnummer mit all den Schrotthändlern, die auf Südgeorgien4 (wo?) landen, um eine alte, unbenutzte Walfangstation abzureißen, wobei die Windmaschine ihr Haar durch die energische Tanzroutine zerzaust, und schließt mit Rückprojektionen von Kapitän Ahab und dem Großen Weißen Wal – Moby Dick selbst – als Symbol für den Geist der natürlichen Souveränität.

Zum Zeitpunkt, an dem du dies liest, Gefährte, wirst du wahrscheinlich das Ende dieses Divertissements5 kennen, denn die Dinge passieren so schnell, dass wir bei Redaktionsschluss nur sagen können, dass die britische Flotte, Gott segne sie, immer noch entschlossen nach Süden in Richtung des 200-Meilen-Kreises dampft, der vom Lord High der Admiralität hier in London für argentinische Schiffe für tabu erklärt wurde, wo jeder immer noch entschlossen ist, am Besitz von ein paar unfruchtbaren Felsen festzuhalten, die von unseren Vorfahren im neunzehnten Jahrhundert gestohlen wurden.

Über den tatsächlichen Ursprung der britischen Souveränität über die Falklandinseln reden alle (also alle, die an der Macht sind) sehr leise. Das könnte daran liegen, dass die Briten sie erst 1831 oder so (niemand scheint sich ganz sicher zu sein, wann) in Besitz genommen haben, nachdem die Spanier, die sie zuvor besetzt hatten, all ihre „Besitztümer“ im Südatlantik geräumt hatten und der neu entstehende Staat Argentinien Anspruch darauf erhoben hatte – der den Fehler machte, die relativ unfruchtbaren Inseln, 400 vor der Ostküste Patagoniens, nicht zu besetzen und eine Flagge darauf zu setzen.

Das war noch die Blütezeit des Empire, insbesondere des Britischen Empire, und jeder, der eine Insel ohne Flagge entdeckte (selbst 8000 Meilen entfernt), fühlte sich berechtigt, seine eigene Flagge zu hissen und laut zu rufen: „DAS IST UNSER“, und so war es auch.

Unglücklicherweise haben die Argentinier aufgrund des Abkommens mit den abziehenden Spaniern geglaubt, dass die Falklandinseln und Südgeorgien ihnen „gehören“ – und sie haben die britische Souveränität nie akzeptiert, die durch den Import vieler Schafzüchter und die Besiedlung des Gebiets ähnlich wie in Nordirland begründet wurde.

Im Laufe der Jahre war der Streit um die Besitzverhältnisse ein Dauerbrenner für die Argentinier, obwohl sie nicht allzu sehr darauf drängten, denn es war vor allem eine Frage des Nationalstolzes – wie auch für die Briten, die die Inseln als Walfangstation, Handelsposten und Ausgangspunkt für die Erkundung des antarktischen Kreises nutzten, und natürlich auch als Brutstätte für all die Schafe, die heute 600.000 zählen, und ihre Besitzer, die heute 1.800 sind.

Das sind die Menschen, und das sind die Schafe (man erkennt den Unterschied daran, dass die Menschen nur auf zwei Beinen gehen), um die sich der ganze Ärger dreht. Zumindest soll man das glauben. Die Bewohner der Falkland-Inseln, wie auch die Bewohner von Gibraltar und die protestantischen Bewohner Nordirlands und zweifellos auch die Bewohner von Hongkong und Nord-Bornio und die Bewohner der Isle of Man, wollen alle BRITISCH bleiben.

Und das werden sie auch! Koste es, was es wolle! Sie alle mögen in diesem Kampf umkommen, aber bei Gott, sie werden als Briten umkommen! Niemand geht besser unter als die Briten. Wir sind in Indien umgekommen; wir sind in Afrika umgekommen, wir sind in Amerika umgekommen, im Norden und im Süden; wir sind in Europa umgekommen. Es gibt keinen entlegenen Winkel der Welt, in dem die Briten nicht umgekommen sind. Wenn wir gut genug sind, in Nordirland umzukommen, dann müssen wir bei Gott auch gut genug sein, auf den Falklandinseln umzukommen! Wozu, hören wir dich fragen“? Sind Sie verrückt, Sir, oder Madam, oder Person? Das ist eine Frage des Prinzips. Du hast vielleicht in deinen öffentlichen Zeitungen gelesen, dass wir gerade jetzt die vollständige Kontrolle über ihre nationalen Angelegenheiten an die Kanadier abgeben – aber wir müssen dich darauf hinweisen, dass dies auf dem Rechtsweg geschehen ist. Wir haben die Frankokanadier und die verbleibenden Indianer nach den ordnungsgemäßen und legalen Verfahren, die jeder respektiert, über den Tisch gezogen – aber hier kommen diese Argies6 einfach herein und übernehmen das, was wir vor anderthalb Jahrhunderten übernommen haben. Das war etwas anderes!

Außerdem hat jemand Öl in den Meeren um die Falklandinseln gefunden. Was soll’s? Hier sind diese 1.800 Schafzüchter – nein, Entschuldigung, mehr als die Hälfte von ihnen arbeiten für die Falkland Islands Company (Tochtergesellschaft von Charrington Coal) und leben in firmeneigenen Häusern, aber sie sind alle frei geborene Briten und wollen bleiben, und was wissen sie über Öl unter dem Meer? Nun, offen gesagt, nichts, was traurig ist, denn es ist ihr Leben, das aus Prinzip geopfert werden könnte, um die britische Souveränität über die Falklandinseln zu erhalten.

Wir sagen ‚vielleicht‘, weil wir realistisch sein müssen, nicht wahr? Es ‚könnte sein‘, dass wir, die gottgegebenen Briten, am Ende dieses ganzen Tohuwabohus einen Deal mit diesen verdammten Kanaken7 aus Argentinien machen müssen. Aber wir werden aus einer Position der Stärke heraus verhandeln müssen. Es mag zu weit gehen, Buenos Aires tatsächlich mit Atomwaffen zu bombardieren, wie einer unserer Abgeordneten vorschlug, aber wir müssen den Argies auf jeden Fall eine Lektion erteilen. Sie befinden sich auf den Falklandinseln. Genau in Port Stanley, richtig? Also müssen wir sie von dort aus vertreiben, richtig? Und wenn wir Port Stanley und den Rest der Insel aus dem Meer sprengen müssen – so sei es. Das Recht muss sich durchsetzen, nicht wahr? In dieser Hinsicht müssen wir Michael Foot von der Labour Party Anerkennung zollen. In der Dringlichkeitsdebatte im Unterhaus am Samstag, den 3. April, hat niemand eine patriotischere, chauvinistischere und imperialistischere Rede gehalten als Michael. Er mag zwar gegen Atomwaffen sein, aber bei Gott, er setzt wirklich auf konventionelle Streitkräfte. Und er weiß, was richtig ist!

Schade um diese Inselbewohner. Aber wir müssen zugeben, dass sie bei der Ausbeutung des Öls zwischen den Inseln und dem Festland – das Gebiet, das die Leute, die Bescheid wissen, als das neue Kuwait bezeichnen – nicht viel nützen würden, nicht wahr? Wir wollen die Ölmänner, die Aberdeen zum Dallas des Nordens gemacht haben, und nicht einen Haufen verdammter Schafzüchter.

Zweifellos können wir also ein Geschäft machen. Wenn es darauf ankommt, wer schert sich schon um die Souveränität? Es ist der materielle Wohlstand, der zählt. Sollen die Inselbewohner doch nach Großbritannien zurückkehren, sie sind schließlich weiß, auch wenn sie nach Frau Thatchers Nationalitätengesetz Staatsbürger dritter Klasse sein werden, weil die meisten von ihnen nicht in diesem Land geboren wurden. Aber, wir wiederholen, sie sind weiß, und das ist es, was wirklich zählt. Verwandte und Bekannte, nicht wahr?

Fünfzig Millionen Pfund hat uns das gekostet – noch bevor ein Schuss gefallen ist. Aber es geht nur ums Prinzip. Es spielt keine Rolle, dass die Bevölkerung der Falklandinseln die Falklandinseln nie selbst besessen hat, genauso wenig wie die Bevölkerung Argentiniens die Souveränität über all diese riesigen Ländereien haben, oder das britische Volk Großbritannien besitzt. All diese Gebiete wurden vor Jahrhunderten besetzt, und zwar mit denselben Mitteln, mit denen die Briten diese Inseln besetzt haben.

Zufälligerweise wird Argentinien derzeit von einer besonders bösartigen faschistischen Junta regiert, die ihre Staatsbürger von ihren ökonomischen Problemen ablenken will, und die Falklandinseln werden von den Resten eines imperialistischen Tory-Regimes aus dem neunzehnten Jahrhundert verteidigt, das seine Staatsbürger von seinen ökonomischen Problemen ablenken will und willige Rekruten einsetzt, um die Drecksarbeit für es zu erledigen. Was ist also neu? Wir verteidigen eine ‚Souveränität‘ gegen eine andere? Es ist sehr bequem für die Briten, dass das derzeitige Regime in Argentinien ein besonders böses faschistisches Regime ist – aber hat das die Regierung Thatcher davon abgehalten, mit ihm Handel zu treiben? Oder Waffen an es zu verkaufen? Oder ihm Geld zu leihen? Nein, das hat es nicht.

Eine der Ironien der gegenwärtigen Situation ist, dass die argentinische Marine mit britischem Gerät ausgerüstet wurde. Wenn es zu einem Schießwettkampf kommt, weiß die britische Marine genau, was sie zu erwarten hat – denn es ist ihre eigene (veraltete) Ausrüstung, die gegen sie eingesetzt werden wird. Eine weitere Ironie besteht darin, dass Großbritannien trotz der Abschreckung, die es mit seinem riesigen, nach Osten gerichteten Atomwaffenarsenal ausübt, von einer drittklassigen Macht aus dem Westen in den Schatten gestellt und überrascht wurde.

Man könnte Mitleid mit den Inselbewohnern haben, und mit den Marinesoldaten, Matrosen und Fliegern, die bei dieser Übung getötet werden könnten, wenn es zu einem Schießwettbewerb käme. Aber niemand hat die Soldaten gezwungen, sich den Streitkräften anzuschließen. Wenn sie auf den Schwachsinn über ein gutes Leben bei den Profis hereingefallen sind, wenn sie dachten, es sei glamourös, zu lernen, wie man seine Mitmenschen – und Kinder – für die Mythen von Nationalität, Patriotismus und Souveränität tötet, haben sie niemandem außer sich selbst die Schuld daran gegeben. Die Inselbewohner haben es gut gemacht und sind von den Mythen der britischen Souveränität verwöhnt worden – jetzt bekommen sie die Rechnung präsentiert.

Als Anarchisten müssen wir sagen, dass die Souveränität, die zählt, die individuelle Souveränität ist. Wir alle leben in besetzten Ländern. Dieses Land, Großbritannien, ist seit Jahrhunderten von einer herrschenden Klasse besetzt. Wir leben zu ihren Bedingungen; wir sind gezwungen, ihre Regeln zu befolgen, die ohne Rücksprache mit uns festgelegt wurden – wir werden mit Gewalt regiert, aber wir müssen nicht dafür kämpfen.

Die Nationalität unserer Herrscher spielt keine Rolle. Entscheidend ist die Tatsache, dass wir regiert werden.

PS


Falklandinseln Verbindung?

Black Flag Zeitung, Mai 1982

Am vergangenen Freitag, dem 2. April, geschahen zwei Dinge, die, so überraschend sie auch erscheinen mögen, fest miteinander verbunden sind.

Die argentinische Regierung besetzte die Falklandinseln. Sofort führte die Antiterror-Einheit von Scotland Yard anti-libertäre Razzien durch und beschlagnahmte, wie der „Daily Telegraph“ berichtete, „terroristische Flugblätter“.

Der Grund für Argentiniens Invasion der Falklandinseln war, wie es allgemein bekannt sein dürfte, die Ablenkung von der ökonomischen Krise zu Hause und der altbekannten Nutzung des Patriotismus im Dienste des Betrugs an den Arbeitern. Dieser Patriotismus wurde von den faschistischen Banden, die an der Macht sind, in einer Reihe von bewaffneten Angriffen gegen die Arbeiterklasse und dem kürzlichen Verschwinden von Hunderten von Frauen und Männern konstruiert, die nie wieder gefunden wurden oder nach der Folter in einem Zustand absoluter Verzweiflung gefunden wurden. Diese faschistischen Banden sind auf Widerstand gestoßen und wurden von der internationalen Presse unter verschiedenen Anordnungen als „Terroristen“ bezeichnet. Es war immer bekannt – uns, dem argentinischen Widerstand, der Regierung beider Länder, der Welt -, dass die argentinische Republik, sobald sie den Widerstand wegen wachsender ökonomischer Not, wachsender Abscheu gegen das Terrorregime nicht mehr aufhalten konnte, zu einem Akt wie der Invasion der Falklandinseln werden würde.

Eng verbündet mit der argentinischen Schreckensherrschaft waren die „Verräter“ des britischen Geheimdienstes und der politischen Geheimpolizei. Sie haben die argentinische Republik bei Ermordungen und Verschwindenlassen unterstützt, sie haben geholfen, den Widerstand zu bekämpfen, sie haben alle verfolgt, die sich dem Regime widersetzten, wohl wissend, dass dieses Regime irgendwann mit Großbritannien in Konflikt geraten würde. Unmittelbar nach Beginn der Kämpfe – und in dem Wissen, dass ihr „verräterisches“ Verhalten aufgedeckt werden könnte – begannen sie mit einem neuen Blitz gegen die Anarchisten, das immer für einen aufsehenerregenden Angriff im faschistischen Stil gut ist.

Die Razzien richteten sich gegen kleine Druckereien und die Buchhandlung Freedom, die in den Flugblättern als Adresse für den Vertrieb dieser Exemplare angegeben ist. Die Razzien wurden offenbar durchgeführt, wie aus einem kürzlich erstellten und noch nicht erhältlichen Infoblatt über die Unruhen in Brixton hervorgeht. Diese Razzien werden im „Telegraph“ als „verstärkte nachrichtendienstliche Verfolgung“ beschrieben (ist es nicht schwer, ein Flugblatt zu erkennen, das kurz vor der Veröffentlichung steht? Jeder Buchhändler kann das) „und Anti-Terror-Maßnahmen im Vorfeld des Besuchs des Papstes und von Präsident Reagan in Großbritannien“. Was haben der Papst und Reagan mit Brixton zu tun? Warum wird das als Vorwand benutzt?

Der wahre Grund lag in Argentinien. Die „Antiterroreinheit“ hat nun einen Vorwand, um von ihren Aktivitäten gegen argentinische Flüchtlinge und Widerstandskämpfer abzulenken, da ihre Politik in Argentinien als Hochverrat bezeichnet werden kann.

Wenn Russland einen Teil eines britischen Besitzes an sich reißen würde, würde die Presse nach kommunistischen „Maulwürfen“ schreien, und die Polizei würde dies wahrscheinlich als Vorwand nutzen, um alle revolutionären Organisationen anzugreifen, egal, wie anti-UdSSR sie auch sein mögen. Aber natürlich geschah nichts dergleichen, als das faschistische Argentinien britische Besitztümer an sich riss: und die „Maulwürfe“ in Whitehall waren nicht so aufgebracht.

Lasst uns wissen, wer sie sind. Wenn der Generalstaatsanwalt versucht, schmutzige Geschäfte zu machen, haben wir zumindest die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit die Forderung zu erheben, die Verräter in den geheimen Machtorganen aufzudecken.

Ob die „freie Presse“ Großbritanniens die Botschaft weitergeben wird, ist eine andere Frage.


Krieg in den Felsen

Black Flag Zeitung, Juni 1982

Mit der Frage, wer der rechtmäßige Eigentümer der Falklandinseln ist, ist keine Debatte zu gewinnen. Die Argumentation beider Seiten beruht auf der Lüge, dass ein Land dem Staat gehört, dem der erste weiße Mann, der es sah, die Treue hielt.

Der erste bekannte weiße Mann, der die Inseln entdeckte, war ein Engländer. daher behauptet das Vereinigte Königreich, dass die Falklandinseln eindeutig ihm gehören. Doch die spanischen „Conquistadores“ unterwarfen in einer Reihe von kriminellen Vergehen Amerika und raubten das riesige Land der südlichen Hemisphäre. Argentinien revoltierte gegen sie, als sie einen Krieg führten und der König geflohen war. Die Republik beansprucht nun das „Erbe“ des von ihr gestürzten spanischen Imperiums. Da der Papst die Amerikas, die ihm nicht gehörten, an das spanische Imperium übergeben hatte, ist auch der Anspruch Argentiniens klar.

In den letzten 150 Jahren waren die Inseln in britischem Besitz. Jetzt wird uns gesagt, wie „britisch“ die Bewohner der Falklandinseln sind. Dies half ihnen jedoch nicht, als das Vaterschaftsgesetz verabschiedet wurde.

In den letzten vierzig Jahren wurde Argentinien die meiste Zeit von einem faschistischen Regime regiert. Und es gibt einen entschlossenen Widerstand, der versucht, sie loszuwerden. Folter, Mord und Verschwindenlassen sind an der Tagesordnung.

Nicht nur, dass dem Widerstand von anderen Mächten keine Hilfe zuteil wurde, vor allem Großbritannien hat die argentinische Polizei und Armee zur Unterdrückung des Widerstands bereitgestellt. Es ist jedoch klar, dass sich eine Militärdiktatur immer dann auf ausländische Aggressionen konzentrieren muss, um die nationale Einheit zu bilden, wenn sie in ihrem langen Kampf gegen die eigene Bevölkerung an Kraft zu verlieren scheint. Und es gibt immer viele liberale Regimegegner, die umschwenken und die Regierung unterstützen werden, ebenso wie es Menschen gibt, die sich schließlich von dem patriotischen Argument überzeugen lassen.

Zwar kann man argumentieren, dass „Großbritannien“ im Rahmen der Logik des Etatismus keine andere Wahl hatte, als gegen „Argentinien“ Widerstand zu leisten, doch folgt aus dieser natürlichen Logik auch, dass ein solcher „Widerstand“ voller Verräter ist….

Wie einfach wäre es, die faschistische Militärjunta zu stürzen, wenn sie gegen „unsere“ Interessen verstößt, indem man ihren inneren Feinden Hilfe leistet – oder einfach die Maßnahmen gegen sie zurückzieht -, wenn dies nicht geschieht, dann zeigt das, dass die britische Regierung Menschen auf breiter Front in den Tod schickt, aber nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, die ihr staatsbürgerliches Gewissen „beflecken“ könnten. Das Prinzip „bis hierher und nicht weiter“ bedeutet, dass diejenigen, die ihr Leben geben, automatisch irgendwann von denen, die sie leiten, verraten werden, und im Großen und Ganzen wissen sie das auch, was die fantastischste aller Wendungen ist.

Wir können nur hoffen, dass der argentinische Widerstand die Gelegenheit ergreift, die der Krieg bietet, um seine Unterdrücker loszuwerden, und wir müssen dafür sorgen, dass die britischen Führer keine Hilfe erhalten, um die Junta zu retten, die so lange ihre Interessen wahrgenommen hat. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die britische Bevölkerung nicht von denen getäuscht wird, die nach dem Sieg schreien (sei es des britischen Kapitalismus oder des argentinischen Faschismus). ). Derzeit zählt die kriegsgeile Zivilbevölkerung herabstürzende Flugzeuge und im eiskalten Meer verbrennende oder ertrinkende Menschen wie Fußballtore; ja, der ganze Konflikt wird als Verlängerung der Fußballweltmeisterschaft behandelt, und der Sesselterrorismus der breiten Bevölkerung freut sich über die schrecklichen Todesfälle in der Arktis. Manche „gehen so weit“, dass sie eine Absage der Fußballweltmeisterschaft fordern, schließlich haben sie mit dem Krieg im Südatlantik einen guten Ersatz.

Jetzt sehen wir die Heuchelei der globalen Staatsmacht, die gegen den Terrorismus aufruft und friedliche Slogans benutzt, um den Imperialismus zu rechtfertigen, der ihre eigenen Interessen bedroht.

Die Zahl der Opfer begrenzen: nur die Schuldigen angreifen!


How does it feel?

CRASS,

When you woke this morning you looked so rocky-eyed,
Blue and white normally, but strange ringed like that in black.
It doesn’t get much better, your voice can get just ripped up shooting in vain,
Maybe someone hears what you say, but you’re still on your own at night.
You’ve got to make such a noise to understand the silence.
Screaming like a jackass, ringing ears so you can’t hear the silence
Even when it’s there – like the wind seen from the window,
Seeing it, but not being touched by it.

(We never asked for war, nor in the innocence of our birth were we aware of it.
We never asked for war, nor in the struggle to realisation did we feel there was a need for it.
We never asked for war, nor in the joyful colours of our childhood were we conscious of its darkness.)

HOW DOES IT FEEL?
How does it feel to be the mother of a thousand death?
Young boys rest now, cold graves in cold earth.
How does it feel to be the mother of a thousand death?
Sunken eyes, lost now; empty sockets in futile death.

Your arrogance has gutted these bodies of life,
Your deceit fooled them that it was worth the sacrifice.
Your lies persuaded people to accept the wasted blood,
Your filthy pride cleansed you of the doubt you should have had.
You smile in the face of the death cause you are so proud and vain,
Your inhumanity stops you from realising the pain
That you inflicted, you determines, you created, you ordered –
It was your decision to have those young boys slaughtered.

You never wanted peace or solution,
From the start you lusted after war and destruction.
Your blood-soaked reason ruled out other choices,
Your mockery gagged more moderate voices.
So keen to play your bloody part, so impatient that your war be fought.
Iron Lady with your stone heart so eager that the lesson be taught
That you inflicted, you determines, you created, you ordered –
It was your decision to have those young boys slaughtered.

How does it feel to be the mother of a thousand death?
Young boys rest now, cold graves in cold earth.
How does it feel to be the mother of a thousand death?
Sunken eyes, lost now; empty sockets in futile death.

Throughout our history you and your kind
Have stolen the young bodies of the living
To be twisted and torn in filthy war.
What right have you to defile those birth?
What right have you to devour that flesh?
What right to spit on hope with the gory madness
That you inflicted, you determines, you created, you ordered –
It was your decision to have those young boys slaughtered.

How does it feel to be the mother of a thousand death?
Young boys rest now, cold graves in cold earth.
How does it feel to be the mother of a thousand death?
Sunken eyes, lost now; empty sockets in futile death.

You accuse us of disrespect for the dead,
But it was you who slaughtered out of national pride.
Just how much did you care? What respect did you have
As you sent those bodies to their communal grave?
You buried them rough-handed, they’d given you their all,
That once living flesh defiled in the hell
That you inflicted, you determines, you created, you ordered –
It was your decision to have those young boys slaughtered.

You use those deaths to achieve your ends still,
Using the corpses as a moral blackmail.
You say „Think of what those young men gave“
As you try to bind us in your living death,
Yet we do think of them, ice cold and silence
In the snow covered moorlands, stopped by the violence
That you inflicted, you determines, you created, you ordered –
It was your decision to have those young boys slaughtered.

How does it feel to be the mother of a thousand death?
Young boys rest now, cold graves in cold earth.
How does it feel to be the mother of a thousand death?

1 – 2 – 3 – 4 – We don’t want your fucking war!
1 – 2 – 3 – 4 – We don’t want your fucking war!
1 – 2 – 3 – 4 – We don’t want your fucking war!
1 – 2 – 3 – 4 You can stop your fucking war!


1A.d.Ü., wir schrieben darüber in der Einleitung, gemeint sind die mindestens 30.000 ermordeten, die allgemein auch als die Verschwundenen, los desaparecidos, bezeichnet werden.

2A.d.Ü., de-malvinisation auf Englisch, hier geht es um die Zeit nach dem Krieg, mit der Wiedereinführung der Demokratie, wo über den Krieg und den Soldaten die dort kämpfen, starben usw. nicht berichtet bzw. gesprochen wurde, als ob dies nur mit der Militärjunta zu tun gehabt hätte.

3A.d.Ü., wir übersetzten dazu Die Angry Brigade 1967-1984

4A.d.Ü., Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln sind ein britisches Überseegebiet im Südatlantik, die Inseln sind 3677 km vom Südpol entfernt und um die 1700 Kilometer östlich von den Falklandinseln

5A.d.Ü., Gesangs- oder Balletteinlage in französischen Opern des 17. und 18. Jahrhunderts.

6A.d.Ü., Abkürzung.

7A.d.Ü., dagoes auf Englisch, was als Kanake übersetzt wird.

 



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