Von Fabrizio Calvi, gefunden auf Info Kiosques, von uns übersetzt. Wir wollen und werden uns in kommender Zeit wieder der revolutionären Geschichte widmen und auch uns mit der baskischen, iberischen, englischen französischen und italienischen Geschichte der Arbeiter*innen Autonomie beschäftigen, ob bewaffnet oder nicht. Wir haben nach besten Gewissen nach den Originalnamen aller hier aufgelisteten Gruppen gesucht und haben leider nicht alle bestätigen können, ob sie genau so stimmen. Viel Spaß
Februar 1977: In Italien bricht plötzlich der Aufstand der Studenten, der Arbeitslosen, der Subproletarier aus. Einige Monate später veröffentlichen italienische und ausländische Zeitungen auf der Titelseite ein Foto eines Demonstranten mit maskiertem Gesicht, der in einer fast perfekten Schussposition das Feuer auf die Polizei in Mailand eröffnet. Seitdem haben wir uns an diese gewalttätigen Bilder gewöhnt, politische Angriffe, der Tod von Demonstranten durch Kugeln scheint so selbstverständlich geworden zu sein wie eh und je. Aber es wäre ein Fehler, von dieser Bewegung nur die von den Medien vorgebrachten Fakten zu behalten. Es gibt noch etwas anderes als die sensationellen Bilder hinter dieser Revolte. Und es ist diese andere Sache, die uns herausfordert. Die Ereignisse in Italien werfen eine Reihe von Fragen auf, die uns alle betreffen: Der Eurokommunismus1 unternimmt seine ersten Schritte bei der staatlichen Hilfe und eröffnet damit die Debatte über die gewaltlose Machtübernahme der Linken. Am Tag nach der chilenischen Tragödie, scheint der Kompromiss im Frühjahr 1977 seinen Höhepunkt erreicht zu haben: Seit den Parlamentswahlen vom 20. Juni 1976 setzt die Christdemokratie (DC) ihre Herrschaft dank des Schweigens der PCI (Kommunistische Partei Italiens) fort, die so in immer gefährlicheres Terrain gezogen wird. Auf die Billigung von Antiterrorgesetzen und eines Sparplans der Regierung reduziert, sahen die Kommunisten die Zahl der Stimmen der Dissidenten von Tag zu Tag wachsen. Dank einer seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfolgten Politik gelangte die PCI schließlich an die Schwelle des Thronsaals. Doch der Moment ist heikel; die Verzweiflung der aus dem Kreislauf von Produktion und Konsum ausgeschlossenen sozialen Schichten wächst. Es ist diese Verzweiflung, die plötzlich auf die Straßen der großen Metropolen der Halbinsel gedrungen ist. Italien wirft daher das Problem eines Systems auf, in dem das Fehlen wirtschaftlicher Lösungen und einer taktischen Vereinbarung zwischen Christdemokraten und Oppositionsparteien noch gewalttätigere linke Opposition illegal ablehnt, sie zu Gesetzlosen macht und sie „kriminalisiert“.
1. Januar
Aufstand im Gefängnis von Piacenza, die Polizei schießt auf die Gefangenen, ein Toter.
Die „Kommunistischen Kampfzellen (Nuclei Comunisti Combattenti – NCC)“ platzieren Plastiksprengstoff an eine Carabinieri-Kaserne in Monza.
Erweiterung des Telefonnetzes.
2. Januar
Dreizehn Gefangene des Knastes von Treviso brechen aus, unter ihnen ein Mitglied der klandestinen radikal Linken Gruppe: der „Roten Brigaden“.
3. Januar
Aufstand im Gefängnis von Venedig.
Geiselnahme im Gefängnis von Saluzzo.
5. Januar.
Vier Gefangene entkommen aus dem Knast von Fossombrone.
Der Präsident des Rates, Andreotti, schlägt vor, die gleitende Lohnskala2 zu blockieren und den Konsum zu reduzieren, um die Inflation einzudämmen.
6. Januar
Die Gewerkschaften lehnen die Vorschläge Andreottis ab.
9. Januar
Vier Häftlinge entkommen aus dem Gefängnis von Cuneo.
Enteignungen in Mailand: Etwa zwanzig junge Leute plündern eine Teestube.
12. Januar
Die „Roten Brigaden“ entführen den genuesischen Reeder Piero Costa.
16. Januar
Ein Kommando griff das Gefängnis von Lecco an und befreite drei Gefangene.
18. Januar
Eröffnung des vierten Mailänder Bombenverfahrens (Dezember 19693) in Catanzaro (Kalabrien). Unter den Angeklagten: Neofaschisten, Mitglieder des Geheimdienstes, ein General…
23. Januar
Zwei Militante der „Bewaffnete Proletarische Zellen – Nuclei Armati Proletari (NAP)“, Maria Pia Vianale und Franca Salerno, entkommen aus dem Gefängnis von Pozzuoli.
24. Januar
Vier Gefangene entkommen aus dem Gefängnis von Monza.
25. Januar
Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitergebern über die Senkung der Arbeitskosten (Kontrolle von Abwesensheitszeiten, Mobilität der Arbeitskräfte).
Prozess gegen die jungen Leute, die bei den Vorfällen anlässlich der Eröffnung des Mailänder Scala – Theaters im Dezember 1976 verhaftet wurden. Einige der Verurteilungen führen zu Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren.
27. Januar
Drei Häftlinge entkommen aus dem Gefängnis von Mantua.
Der Sohn des Untersuchungsrichters, der für den Prozess des Massakers von Brescia, bei dem 19744 etwa zehn Menschen starben, verantwortlich war, wird verhaftet, weil er an einem Angriff einer neofaschistischen Gruppe teilgenommen hat.
Das Parlament berät über den Konkurs der Aubahnen (4.000 Milliarden Lire).
28. Januar
Der Präsident des Revisionsgerichtshofs in Rom, Carlo Spagnuolo, wird suspendiert, weil er die Flucht des Bankiers Sindona (verantwortlich für einen kolossalen Konkurs, Freund vieler „Paten“ der Christdemokraten und von Nixon) ermöglicht hat.
29. Januar
Die „Bewaffnete Proletarischer Rungang/Ronden – Ronde armate proletarie (RAP)” greift eine Mailänder Firma für Elektrogeräte an und sagt: „Wir müssen Gegenmächte schaffen und den bewaffneten Kampf in den Vierteln organisieren“.
30. Januar
Die Regierung ist dabei, einen Teil der gleitenden Lohnskala abzuschaffen.
Verhaftung von 77 Personen in Neapel weil sie Eintrittskarten für den Theater selber reduzieren (A.d.Ü., sprich gefälschte Eintrittskarten).
1. Februar
Hundert Neofaschisten greifen eine Universität in Rom an, eröffneten das Feuer auf eine Generalvollversammlung und verletzten einen Studenten schwer.
2. Februar
Gewalttätige Zwischenfälle in Rom, bei denen Polizei und Demonstranten Schüsse austauschen.
4. Februar
Neue Welle von Preiserhöhungen (Mehrwertsteuer, Treibstoff, etc…).
Die „Kämpfenden Arbeitergruppen“ greifen eine Mailänder Werbeagentur an, um gegen Schwarzarbeit zu protestieren.
5.000 Mailänder Arbeiter werden arbeitslos.
6. Februar
Eine klandestine linksradikale Gruppe verübt in Rom fünf Anschläge auf Polizeistationen und Carabinieri-Kasernen.
Die Polizei entschärft eine Bombe im Zug Neapel-Brennero. Die Zeitungen behaupten, dass die Geheimdienste an dem von der neofaschistischen Untergrundbewegung „Ordine Nuovo“ verantwortlichen Anschlag beteiligt sind.
8. Februar
Die Gewerkschaften verzichten aus Protest gegen die Preiserhöhungen auf den Generalstreik.
Die Universitäten von Mailand, Bologna, Padua, Florenz, Bari, Palermo, Cagliari und Genua sind von Studenten besetzt, die gegen die Universitätsreform (Malfatti-Gesetz) protestieren.
9. Februar
Der Internationale Währungsfonds knüpft die Gewährung eines symbolischen Darlehens an Italien an Bedingungen: Senkung der Arbeitskosten.
Die Beschäftigten in vielen Fabriken im Norden der Halbinsel forderten einen Generalstreik. Wilde Streiks finden in Mailand, Porto, Marghera und Triest statt.
„Proletarische Einkäufe“ in Rom: Hundert Jugendliche plündern zwei Geschäfte.
10. Februar
30.000 Studenten demonstrieren in Rom, um gegen das Malfatti-Gesetz zu protestieren. Infolge der Demonstration wurden drei Menschen durch Kugeln verletzt, Geschäfte in Brand gesteckt und das Hauptquartier des „MSI“ (Neofaschisten) angegriffen.
Die Textilarbeiterinnen und -arbeiter streiken, um gegen den Angriff auf die gleitende Lohnskala zu protestieren.
12. Februar
Der Mörder des Richters Occorsio, der im Juli letzten Jahres in Rom ermordet wurde, wird verhaftet, es handelt sich um den Neofaschisten Concutelli.
13. Februar
Die „Roten Brigaden“ schießen einem Polizeiinspektor in Rom in die Beine.
15. Februar
Verhaftung des Staatsfeindes Nummer eins, eines Banditen aus Vallanzasca. Die Ermittlungen werden zeigen, dass er mit Concutelli zusammenarbeitet.
16. Februar
Der Prozess gegen vierundzwanzig Mitglieder der „Bewaffneten Proletarischen Zellen“ NAP, der im November letzten Jahres in Neapel eröffnet wurde, endete mit schweren Strafen (alles zusammen um die 300 Jahre Strafen).
Studentendemonstrationen in Rom, Turin, Venedig, Florenz, Neapel, Palermo, Mailand, Bari.
17. Februar
Der Generalsekretär der wichtigsten italienischen Gewerkschaft, der CGIL, Luciano Lama, der beabsichtigt hatte, an einer der Fakultäten in Rom zu sprechen, wird gewaltsam von Studenten ausgewiesen, die sich vier Stunden lang mit dem Sicherheitsdienst der PCI und der Polizei eine Straßenschlacht liefern.
18. Februar
Vollversammlungen innerhalb vieler Fabriken auf der Halbinsel, um gegen das zu protestieren, was Lama „neue Formen des Faschismus“ nennt.
23 Universitäten streiken.
Der Innenminister erklärt, dass „unser Land nicht der Ferne Westen sein wird“, und kündigt eine Reihe von Gesetzesdekreten an, die es ihm erlauben, die „Verstecke“ links radikaler Gruppen zu schließen, wann immer er es für angebracht hält; er hebt die Freigänge für Gefangene auf und erhöht die Strafen für das Tragen verbotener Waffen.
Ein Personalchef und ein Vorarbeiter von Fiat Turin werden von den „Gruppen Bewaffneter Proletarier – Gruppi Armati Proletari (GAP)“ an den Beinen verletzt.
19. Februar
Rom: 50.000 Studenten gehen auf die Straße, um die Aufhebung des Malfatti-Gesetzes zu fordern.
21. Februar
Neue Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Ordnung (Verstärkung der Straßensperren, etc…).
Eröffnung in Brescia des Prozesses gegen die neofaschistischen Gruppen SAM-MAR, die sich für den versuchten Staatsstreich, die Vorbereitung des Bürgerkriegs usw. verantworten müssen.
24. Februar
Die Sozialistische Partei Italiens (PSI) rettet den ehemaligen christdemokratischen Ratspräsidenten Rumor (der in den Lockheed-Bestechungsskandal verwickelt war), indem sie sich weigert, eine Petition im Parlament zu unterzeichnen, in der seine Anklage gefordert wird.
Ein Journalist der Wochenzeitung Tempo wurde wegen Verleumdung eines Richters zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
25. Februar
Die Basis der PSI rebelliert und besetzt viele Parteisitze.
26. Februar
Nationalvollversammlung der Studentenbewegung in Rom.
1. März
Die Regierung verschiebt die Gesundheitsreform aus Angst vor den Reaktionen des IWF.
3. März
Das Parlament und der Senat kommen zusammen, um über die Entlassung der beiden ehemaligen Minister (Tanassi und Gui) zu entscheiden, die in den Lockheed-Bestechungsskandal verwickelt waren.
4. März
Die „Kämpferinnen für den Kommunismus“ greifen ein Mailänder Unternehmen an, das vom Schwarzarbeit lebt.
Der Student Fabrizio Panzieri wird wegen „moralischer Mittäterschaft“ bei der Ermordung eines griechischen Faschisten zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.
Vorfälle an der Universität von Rom.
5. März
Gewalttätige Zwischenfälle in Rom nach der Verurteilung von Panzieri. Polizeibeamte und Studenten durch Schüsse verletzt.
Einführung neuer Anti-Terror-Maßnahmen; der Bandit Vallanzasca wird wegen das Tragen einer Waffe zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
6. März
Schließung der Universität von Rom.
7. März
Die Radikale Partei fordert die Anklage gegen den Präsidenten der Republik, Leone, der ebenfalls Bestechungsgelder von Lockheed erhalten haben soll.
Studentisch-Gewerkschaftlicher Dialog der Metallurgie (FML) in Florenz.
8. März
Norditalien durch den Streik der Benzintransporteure gelähmt.
10. März
Gui und Tanassi werden vor dem Obersten Gerichtshof angeklagt.
Ende des Streiks der Lkw-Fahrer.
11. März
Bologna: Ein Militanter der linksradikalen Gruppe „Lotta Continua“, Francesco Lo Russo, wird von der Polizei getötet. Im Zentrum der Stadt kommt es zu gewalttätigen Zwischenfällen. Die Gewerkschaften rufen zu einem dreistündigen Generalstreik für den nächsten Tag auf.
12. März
Nationale Studentendemonstration in Rom. Die Polizei zwingt die 100.000 Demonstranten auf die heißeste Route. Das Ergebnis: gewalttätige Zusammenstöße, geplünderte Waffenlager, Schießereien und ein belagertes Rom.
Bologna: Die Polizei schließt den freien Radiosender Radio Alice, in der Nacht kommt es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten.
Mailand: Autonome schießen gegen ein Gebäude des Arbeitgeberverbandes.
13. März
Die Panzer fahren auf Aufforderung des christdemokratischen Präfekten in Bologna ein, ohne Protest des kommunistischen Bürgermeisters.
Radio Alice, das mit notdürftigen Mitteln wieder in Betrieb genommen wurde, ist wieder geschlossen. Es wird unter einem anderen Namen wiedereröffnet; einer der Moderatoren von Radio Alice, Franco Berardi, bekannt als Bifo, ist auf der Flucht.
14. März
Die PCI lobt die Polizei.
Konfrontationen in Bologna bei der Beerdigung von Lo Russo.
15. März
Bologna wird von der Polizei eingenommen.
Einer der Führer der PCI, Giorgio Amendola, kritisiert die Gewerkschaften, denen er vorwirft, „korporatistisch“ zu sein, weil sie zu kämpferisch seien.
Die Christdemokraten schlagen vor, die „fermo di pubblica sicurezza“ (präventive Festnahme) zu verabschieden, die es der Polizei erlaubt, jeden Verdächtigen festzunehmen.
Die Universität von Rom ist wieder eröffnet, aber die Polizei durchsucht den Campus.
16. März
150.000 Menschen demonstrieren in Bologna als Reaktion auf einen Aufruf der PCI und der DC gegen Gewalt. Eine Gegendemonstration, zu der die Studenten aufgerufen haben, versammelt fast 15.000 Menschen.
18. März
Generalstreik auf den Aufruf der drei Gewerkschaftsbünde CGIL, CISL, UIL, um eine Wiederbelebung der Investitionen im Süden und gegen die Arbeitslosigkeit zu fordern. Nach den Demonstrationen kam es in Mailand und Neapel zu gewalttätigen Zwischenfällen.
23. März
Die Sozialistische Partei Italiens schlägt den politischen Parteien vor, Verhandlungen über ein politisches Regierungsprogramm aufzunehmen.
Rom: Zwei Kämpfer der „Bewaffneten Proletarischen Zellen (NAP“, darunter Maria Pia Vianale, werden von einem Polizisten erkannt und auf der Stelle erschossen. In den folgenden Minuten ist die Nachbarschaft von der Polizei eingenommen; ein Koordinationsfehler und die Polizei tötet einen Wildhüter, der als Hilfskraft diente.
25. März
Eröffnung des Prozesses in Rom gegen die Vergewaltiger von Claudia Caputi5, die eine Zivilklage eingereicht hat. Anfang April entführen und foltern die Vergewaltiger in der Hoffnung, Claudia einschüchtern zu können, Claudia. Nach ihrer Freilassung wird sie von der Staatsanwaltschaft wegen Simulation angeklagt.
28. März
5.000 Feministinnen gehen in Mailand auf die Straße, sobald sie in einem freien Radio hören, dass eine schwangere Frau gestorben ist, nachdem ihr eine therapeutische Abtreibung verweigert wurde.
30. März
Die Gewerkschaften gaben der Erpressung des IWF um ein „symbolisches“ Darlehen nach und unterzeichneten eine Vereinbarung mit der Regierung zur Senkung der Arbeitskosten.
1. April
Die Mafia erschießt zwei Carabinieri, die mitten in ein Treffen der ’ndrangetta (kalabrische Mafia)-Bosse geplatzt waren. Die Polizei sucht seither nach einem Bürgermeister, der aus den Listen der PCI gewählt wurde, und nach einem Provinzleiter aus der DC.
3. April
Die „Roten Brigaden“ befreiten den Industriellen Costa im Gegenzug für ein Lösegeld von anderthalb Milliarden Lire.
4. April
Einer der Anführer der „Roten Brigaden“ steht in Bologna vor Gericht. Er wird wegen Tragens einer Waffe zu sieben Jahren Haft verurteilt.
5. April
Der Sohn des ehemaligen PSI-Sekretärs Guido De Martino wird in Neapel entführt.
Nach Bologna und Padua erreicht die Repressionswelle Florenz: Dutzende von Verhaftungen und Hunderte von Durchsuchungen in linksradikalen Kreisen finden in dieser Stadt statt.
6. April
300 „rebellische“ Betriebsräte und Tausende von Delegierten aus lombardischen Betrieben halten in Mailand die erste Versammlung der „gewerkschaftlichen Dissidenten“ ab. Ihr Motto lautete: „Für die Fabrik-Rätegewerkschaft, gegen die Mitbewältigung der Krise.“
7. April
Ein Privatbüro des Innenministers wird in Rom durch eine Bombe zerstört.
Der Polizist, der 1975 einen florentinischen PCI-Aktivisten getötet hat, wird zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
12. April
Beginn der bilateralen Treffen zwischen der DC und den politischen Parteien, die sie durch Stimmenthaltung unterstützen.
15. April
Die „Kämpfenden Kommunistischen Einheiten – Unità Comuniste Combattenti (UCC)” zerstören eine Bioproteinfabrik in Saline Joniche (Kalabrien).
16. April
Der IWF akzeptiert die italienischen Garantien und gewährt der Regierung ein Darlehen von 500 Millionen Dollar.
17. April
Aufstand im Gefängnis von Catania.
18. April
Die EWG leiht 500 Millionen Dollar an Italien.
Kommunale Nachwahlen: Die PCI verliert 11% ihrer Stimmen in Castellammare (im Süden) und stabilisiert sich im Norden.
19. April
15 Fabriken in Caseno Maderna (in der Nähe von Seveso) sind wegen Dioxinverseuchung geschlossen.
20. April
Das Verfassungsgericht hebt die politisch-militärische Geheimhaltung auf. Dadurch wurde die Justiz daran gehindert, die Verantwortlichkeiten von Politikern und Militärangehörigen festzulegen, die an verschiedenen Putschversuchen beteiligt waren. Diese Entscheidung wird erst einen Monat später bekannt gegeben. Die italienischen Zeitungen werden dann darauf hinweisen, dass die Akten leer sind.
21. April
Die Studenten in Rom besetzen vier Universitäten. Der Rektor ruft die Polizei. Die Autonomen eröffnen das Feuer und töten einen Polizisten.
22. April
Innenminister Cossiga verbietet einen Monat lang alle Demonstrationen mit den Worten: „Ich lasse es nicht zu, dass die Söhne von Bauern aus dem Süden von den Söhnen der römischen Bourgeoisie getötet werden.“
Aufstand im Gefängnis von Brescia.
Die „Roten Brigaden“ schießen einem Vorarbeiter von Fiat-Turin in die Beine.
Die „Gruppen Bewaffneter Proletarier – Gruppi Armati Proletari (GAP)“ greifen in Mailand eine Firma an, die sich der Schwarzarbeit bedient.
23. April
Innenminister fordert neue Anti-Terror-Maßnahmen. Die Universitäten sind keine Freihandelszonen mehr.
Die Gewerkschaften fordern die Rücknahme des Verbots aller Demonstrationen in Rom. Die Radikalen kündigen ihre Intervention für eine Demonstration am 12. Mai in Rom an.
Der Vatikan, die DC fordern (vergeblich) die Entlassung des Schauspieler-Autors Dario Fo aus dem Fernsehen nach einem antiklerikalen Programm.
25. April
Ein römischer Richter wirft dem Innenminister vor, nichts gegen die Autonomen zu unternehmen.
26. April
Der linksradikale römische Radiosender Radio Città Futura wird wegen Anstiftung zu Ausschreitungen strafrechtlich verfolgt.
27. April
Aufhebung des Demonstrationsverbots in Rom für den 1. Mai.
28. April
Die „Roten Brigaden“ ermorden den Präsidenten der Anwaltskammer von Turin.
29. April
Änderungen des Strafgesetzbuches, die Dauer der Untersuchungshaft wird verlängert.
Eine „ bewaffnete Zelle gegen Schwarzarbeit“ greift eine Fabrik in Mailand an.
30. April
Die Autonome werden in der Nationalen Studentenversammlung isoliert.
1. Mai
Gewaltsame Zusammenstöße in Padua und Mailand.
Ein Sanitäter von Seveso wurde an den Beinen verwundet.
2. Mai
Verhaftung eines der Anwälte der „Bewaffneten Proletarischen Zellen – Nuclei Armati Proletari (NAP)“, Herrn Senese, der beschuldigt wird, dieser klandestinen linksradikalen Gruppe anzugehören.
3. Mai
Eröffnung des Prozesses „Rote Brigaden“ in Turin. Der Prozess wurde bei der ersten Anhörung vertagt, da die meisten Geschworenen, verängstigt durch die Drohungen des „BR“, nicht vor Gericht erschienen.
Etwa zehn Gefangene entkommen aus dem Gefängnis San Vittore in Mailand.
4. Mai
Besondere Schutzmaßnahmen rund um die Gefängnisse.
7. Mai
Aufstand im Gefängnis von San Vittore.
Hausdurchsuchungen in den Kreisen radikaler Linken in vielen Städten der Halbinsel. Zahlreiche Dokumente und Zeitschriften werden aus Buchhandlungen beschlagnahmt. Unter den Verhafteten: der Verleger von Verona, Bertrami, in dessen Wohnung eine Leuchtpistole gefunden wurde.
8. Mai
Flucht aus dem Gefängnis von Ravenna.
Geiselnahme im Gefängnis von Bergamo.
10. Mai
Die „Bewaffnete Proletarischer Rungang/Ronden – Ronde armate proletarie (RAP)” greift die Büros des Mailänder Verlegers Rizzoli an.
12. Mai
Trotz des Verbots der Regierung versuchen die Radikalen, ein Treffen auf der Piazza Navona in Rom abzuhalten. Die Polizei greift ein, ein 19-jähriges Mädchen, Giorgina Masi, wird erschossen.
Elf Militante der Bewegung zur Unterstützung politischer Gefangener, „Soccorso Rosso – Rote Hilfe“, werden verhaftet. Unter ihnen zwei bekannte Anwälte.
13. Mai
Der Innenminister ergreift neue Anti-Terrorismus-Maßnahmen. Die Täter werden nun zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Vorfälle in Rom.
Die römische Tageszeitung Il Messagero veröffentlicht Fotos von Spezialteams von Polizisten in Jeans mit Gewehren in der Hand.
Angriffe auf fünfzehn Polizeiautos in Rom.
14. Mai
Mailand: nach einer Demonstration der Autonomen wird ein Polizist mit einem Revolver erschossen.
Rom: Ein Friedenswächter wird angeschossen und verwundet.
15. Mai
Freilassung von Guido De Martino.
Die Mailänder Zeitungen veröffentlichen Fotos der Autonomen, die auf die Polizei schießt. Zwei Tage später werden sie verhaftet, sie sind 17 Jahre alt.
16. Mai
Rom: Neofaschisten schießen auf Militante der radikalen Linken.
Der Innenminister rechtfertigt den Einsatz von Spezialteams während der Unruhen vom 12. Mai.
18. Mai
In Rom verzichten die Autonomen darauf, eine Demonstration unter Polizeiaufsicht abzuhalten.
Die klandestine radikale Linke Gruppe „Prima Linea“ greift eine Fabrik in Mailand an.
19. Mai
Bomben explodieren um 4:00 Uhr morgens in der Mailänder U-Bahn. Die Verantwortung der Anschläge werden von „Prima Linea“ übernommen.
Gewalttätige Zwischenfälle in Padua.
Misslungener Anschlag auf einen genuesischen Gynäkologen. Die Verantwortung wird von der „Feministischen Organisation für kommunistische Befreiung“ übernommen.
20. Mai
Ein Führer des „MSI“ (Neofaschist) in Rom wird mit einer Waffe schwer verwundet.
Den vier radikalen Abgeordneten, die zu einer Demonstration am 12. Mai in Rom aufriefen, wird mit Strafverfolgung gedroht.
25. Mai
Ein römischer Student wird wegen des Werfens eines Molotowcocktails zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
28. Mai
Was die Arbeitslosigkeit betrifft, so sagen die italienischen Gewerkschaften, dass das Schlimmste noch bevorsteht (in Italien gibt es mehr als 2 Millionen Arbeitslose).
30. Mai
Eröffnung des Prozesses gegen den gescheiterten Staatsstreich von einem Prinz der Borghese Dynastie6 (Dezember 1970) in Rom. Unter den Angeklagten: Generäle, Abgeordnete, Polizisten und Carabinieri.
1. Juni
Genua; die „Roten Brigaden“ schießen dem Vizedirektor der Zeitung Secolo XIX in die Beine.
2. Juni
Mailand: Die „Roten Brigaden“ schießen dem Direktor der Zeitung „Il Giornale“, Indro Montanelli, in die Beine.
Florenz: Angriff auf Autos der Zeitung La Nazione.
3. Juni
Rom: Die „Roten Brigaden“ schießen dem Nachrichtendirektor von RAI 1 (DC) in die Beine.
7. Juni
Der Senat drängt das Abtreibungsgesetz zurück.
9. Juni
Ein „Kommando gegen Schwarzarbeit“ verwüstet eine Buchhandlung in Rom.
10. Juni
Aufstand im Gefängnis von Spoleto.
30 Studenten aus Bologna, die wegen ihrer Teilnahme an den Ereignissen nach dem Tod von Francesco Lo Russo teilgenommen hatten, wurden zu Haftstrafen zwischen zwei Monaten und einem Jahr verurteilt.
20.000 Feministinnen demonstrieren in Rom, um gegen die Entscheidung des Senats zu protestieren.
300 Arbeiter von Fiat-Turin verwüsten die Büros ihrer Niederlassung.
Ein Kommando zerstört den Computer der Universität von Rom.
13. Juni
Zwei Carabinieri, die den Präsidenten des Mailänder Revisionsgericht begleiteten, wurden angeschossen und verwundet.
15. Juni
Eröffnung in Mailand des Prozesses gegen die Mitglieder der „Roten Brigaden“, die sich für eine Schießerei verantworten müssen.
16. Juni
Mailand: Ein „BR“-Militant wird das wegen Tragen einer verbotenen Waffe und gefälschten Papieren zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
17. Juni
RAI-TV-Generaldirektor tritt aus Protest gegen die „Einmischung von Politikern“ zurück.
18. Juni
Mit dem Abschluss des CISL-Kongresses hat die Linke in dieser traditionell christdemokratischen Gewerkschaft gesiegt.
19. Juni
Mailand: Zwei als Carabinieri getarnte Kommandos sprengen die Lagerhallen von Marelli und Siemens. Die Verantwortung dieser Anschläge wird von „Prima Linea“ übernommen, verursacht wurde ein Schaden von fast 50 Milliarden Lire. Es wird sechs Teams von Feuerwehrleuten und einen Tag harter Arbeit erfordern, um die Brände zu löschen.
Turin: „Prima Linea“ enteignet die Büros eines Landvermessers, der für den Bau neuer Gefängnisse verantwortlich war.
20. Juni
Die „Gruppen Bewaffneter Proletarier – Gruppi Armati Proletari (GAP)“ verwundeten in Mailand die Beine eines Siemens-Führers.
Turin: Die beiden Manager der Krebsfabrik (fast 130 Arbeiter starben an Blasenkrebs) werden zu je sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die Gewerkschaften hatten eine Zivilklage eingereicht.
Vorfälle an der Universität Rom: Prüfungen werden erneut unterbrochen.
Konfrontationen an der Fakultät von Cagliari zwischen Autonomen und PCI-Militanten.
21. Juni
Rom: „Rote Brigaden“ schießen dem christdemokratischen Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Handel in die Beine.
Die 1.500 Arbeiter des Lancia von Verona besetzen nach einer Entlassung ihren Betrieb.
22. Juni
Pistoia: „Prima Linea“ schießt christdemokratischem Führer in die Beine.
23. Juni
Mailand: Einer der Anführer der „Roten Brigaden“, Renato Curcio, wird wegen Tragens einer Waffe zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt; der Staatsanwalt, der 21 Jahre beantragt hatte, legt Berufung ein.
Der Senat billigt die Beschlüsse der Regierung, die „Verstecke“ der radikalen Linken zu schließen und Helme und andere Schutzausrüstungen zu verbieten, die die Identifizierung der Demonstranten erschweren könnten.
Geiselnahme im Gefängnis von San Gimignano.
24. Juni
Der Präsident der Mailänder Ärztekammer wird durch sieben Kugeln aus einer P.38 verwundet. Die Verantwortung für den Anschlag wird von „Prima Linea“ übernommen.
Zum ersten Mal seit dreißig Jahren treffen sich die Anführer der Parteien des „Verfassungsrahmens“7 (einschließlich der Kommunisten), um das neue Regierungsprogramm zu unterzeichnen.
Padua: Zwei Demonstranten, die im Mai verhaftet wurden, werden zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Polizei und Demonstranten tauschen Schüsse aus.
Mailand: Etwa zehn Arbeiter der Magneti Marelli und der Falk werden verhaftet; sie werden beschuldigt, Mitglieder der „Roten Brigaden“ zu sein.
25. Juni
Neuer Aufstand im Gefängnis von San Gimignano. Drei Wachen werden für 14 Stunden als Geiseln genommen.
Rom: Ein „Bewaffnete Proletarischer Rungang/Ronden – Ronde armate proletarie (RAP)” zündet das Büro eines mit dem „MSI“ sympathisierenden Arztes an.
27. Juni
Eine „Gruppe von Kämpfenden Arbeitern für den Kommunismus „ schießt einem Führer des Alfasud von Neapel in die Beine.
Der Prozess gegen siebzehn Alfasud-Arbeiter beginnt: Ihnen wird vorgeworfen, an den wilden Streiks vom Februar 1976 teilgenommen zu haben.
Zehn Gefangene, darunter drei Militante der klandestinen radikalen Gruppe „NAP““, entkommen aus dem Gefängnis von Asti.
28. Juni
Genua: ein Ingenieur wird durch sieben Pistolenschüsse der „Roten Brigaden“ in den Beinen verwundet.
29. Juni
Die sechs Parteien des „Verfassungsrahmens“ (Christdemokraten, Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikaner, Liberale) unterzeichnen nach dreimonatigen Diskussionen die Präambel der Vereinbarung über das Regierungsprogramm. Das Abkommen umfasst: die öffentliche Ordnung (präventive Festnahmen, Abhören von Telefonen), die Wirtschaft, die Ernennung von Führungskräften des öffentlichen Sektors usw.
Turin: Zwei Autos von Fiat-Führungskräften werden in Brand gesteckt.
Cassino: Ein Kommando hat einen Teil der Fiat-Fabrik in Brand gesteckt. Perugia: Elf Gefangene, darunter ein Mitglied der „Roten Brigaden“, die an der Meuterei vom Februar teilgenommen haben, werden zu je fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
30. Juni
Turin: Die „Roten Brigaden“ verwundeten einen Fiat-Führer an Beinen und Brust.
Mailand: Die „Roten Brigaden“ verwundeten einen Fiat-Führungskräfte an den Beinen.
In einem Dutzend Städten werden Angriffe durchgeführt: in Pordenone sprengt die „Kämpfende Front“ drei mit Haushaltsgeräten beladene Waggons; in Spoleto sprengen die „Roten Brigaden“ eine Bombe vor dem Gefängnis; in Catania schießt der „NAP“ auf eine Carabinieri-Kaserne….
Florenz: Drei Neofaschisten töten einen Friedenswächter mit einem Revolver.
1. Juli
Rom: Eine Patrouille von Carabinieri schießt einen der Führer der „Bewaffnete Proletarische Zellen – Nuclei Armati Proletari (NAP)“, Antonio Lo Muscio, nieder und verhaftet Maria Pia Vianale und Franca Salerno. Die „Kommunistischen Kampfeinheiten“ sprengen ein Arbeitgeber-Hauptquartier in Palermo.
4. Juli
Die sechs politischen Parteien des „Verfassungsbogens“ (PCI, DC, PSI, PRI, PLI, PSDI) ratifizieren das Abkommen über das Programm der Regierung.
6. Juli
Die Christdemokraten ließen von der Abgeordnetenkammer ein Gesetz verabschieden, das eine 50%ige Erhöhung der Mieten vorsieht. Die linken Parteien stimmten dagegen und sagten: „Wir geben den Vermietern 400 Milliarden Lire.“
Ein kommunistischer Anführer fordert eine Untersuchung des Todes von Lo Muscio. Die Autopsie wird ergeben, dass er von einem Polizisten aus nächster Nähe in den Kopf geschossen wurde, als er durch einen Ausbruch von Maschinengewehrfeuer niedergestreckt wurde.
7. Juli
Ein Kommando der „Kommunistischen Kampffront“ schießt in Padua einem Journalisten in die Beine.
Einer der Moderatoren von Radio Alice, Francesco Barardi dit Bifo, der wegen Anstiftung zum Aufruhr gesucht wird, wird in Paris von französischen und italienischen Polizeibeamten verhaftet.
8. Juli
Generalstreik in Kalabrien aus Protest gegen die Krise im Mezzogiorno.
Die Regierung gibt 100 Milliarden Lire für die Polizei aus, um ihre Ausrüstung zu modernisieren.
11. Juli
Genua: Die „Roten Brigaden“ schießen dem Regionalsekretär der Christdemokraten in Ligurien in die Beine.
Rom: Die „Roten Brigaden“ schossen dem Schatzmeister der fundamentalistischen Bewegung „Kommunion und Befreiung“ in die Beine.
Paris: Die Anklagebehörde lässt Bifo frei.
13. Juli:
Turin: Die „Roten Brigaden“ schießen einem Provinzialrat der Christdemokraten in die Beine.
Rom: Maria Pia Vianale und Franca Salerno werden wegen Besitz von Kriegswaffen zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
15. Juli
Das Parlament billigt das von den politischen Parteien unterzeichnete Abkommen.
Die Polizei durchsuchte den Universitätscampus und verhaftete vier Studenten, bei deren Wohnung sie ein Flugblatt von den „BRs“ und Patronen fanden.
17. Juli
Aufstand im Gefängnis von Trani, einem der sichersten in Italien. Vier „NAP“- Militante nehmen elf Wachen als Geiseln.
Die „Bewaffneten Zellen der Revolutionären Aktion“ lassen Bomben auf den Baustellen von zwei im Bau befindlichen Gefängnissen in Florenz und Livorno explodieren.
Fabrizio Calvi
1A.d.Ü., als Eurokommunismus gilt die Strömung, in den offiziellen Kommunistischen Parteien, die ab 1968, sich von dem vorgegebenen politischen Kurs der Sowjetunion distanzierte. Es gilt als ein weitere Moment der Sozialdemokratisierung kommunistischer Parteien, allen voran die italienische, die französische und die spanische.
2A.d.Ü., Gleitende Lohnskala, – Lohnpolitik in einigen Ländern, nach der die Höhe der Löhne an die Entwicklung des von der offiziellen Statistik ausgewiesenen Preisindex gebunden ist (deshalb auch Indexlohn gen.). Die Lohnentwicklung folgt bei Anwendung der gleitenden Lohnskala automatisch den Veränderungen des Preisindex für die Lebenshaltung. Die Praxis hat zwei große Nachteile für die Arbeiterklasse. Erstens haben die Gewerkschaften als Interessenvertreter der Arbeiterklasse nur wenig und oft keine Einflussmöglichkeit auf die Ermittlung der Indexziffern durch den kapitalistischen Staat. Zweitens verhindert die gleitende Lohnskala, den Lohn auf Kosten des Profits zu erhöhen. Die gleitende Lohnskala bedeutet in der Praxis den Verzicht auf eine aktive Lohnpolitik und schränkt somit die Handlungsfreiheit der Gewerkschaften ein.
3A.d.Ü., am 12. Dezember 1969 deponierte eine Gruppe von Faschisten, Unterstützt von NATO-Geheimdiensten einen Bombe auf der Piazza Fontana in Mailand, wo 17 Personen starben und 88 verletzt. Der Anschlag sollte revolutionären Gruppen in die Schuhe geschoben werden, der Anarchist Pinelli wurde dafür verantwortlich gemacht und aus dem 4 Stock einer Bullenwache in Mailand aus den Fenster geworfen, Pinelli kam dabei um.
4A.d.Ü., am 28. Mai 1974 platzierte eine faschistische Gruppe in auf de Piazza della Loggia in Brescia eine Bombe und ermordete dabei 8 Personen und verletzte 102 weitere.
5A.d.Ü., In Italien bringt der Fall Claudia Caputi Tausende Frauen auf die Straße. Die 18-jährige Claudia war in Mailand von 16 jungen Männern vergewaltigt worden. Sie erstattet Anzeige. Obwohl ihr die Täter während des Prozesses mit Einschüchterung drohen, ordnet die Staatsanwaltschaft keine Schutzmaßnahmen an. Das Opfer wird noch einmal vergewaltigt und mit Rasierklingen verletzt.
Claudia Caputi wird zur Symbolfigur für das Movimento per la Liberazione de la Donna (MLD). Auch in Deutschland, wo Frauengruppen das Ausmaß der Sexualgewalt und die steigende Zahl von Gruppenvergewaltigungen immer lauter thematisieren, erregt der Fall großes Aufsehen.
6A.d.Ü., Junio Valerio Borghese, der schon unter Mussolini ein Mitglied der faschistischen Partei war, war einer der Hauptverantwortlichen für den Borghese Coup bei dem vorgesehen wurde in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1970 die italienische Regierung zu stürzen. Bis heute sind viele Fakten nicht aufgedeckt, genauso wenig in wie weit die italienischen Streitkräfte und Geheimdienste anderer Ländern darin involviert waren.
7A.d.Ü., sprich also alle, zu dem Zeitpunk noch existierende, Parteien die die italienische Verfassung von 1947 verabschiedet hatten.