Es gibt viele Mythen bezüglich der sozialen Revolution im spanischen Staat von 1936 bis 1937, wir sagen 1937, weil dies das Jahr war als sie vernichtet wurde, und doch findet man wenig kritische Texte im Allgemeinen zu dieser Erfahrung, zumindest auf Deutsch. Die Mythologie und der Fetischismus zur sozialen Revolution von 1936 findet ihren Ursprung in einigen Aspekten und Gründen, zu aller erst weil die anarchistische Bewegung es sehr lange verpasst hat, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, nicht nur aus einem historischen, sondern vor allem aus einen kritischen Blick. Es interessierte aber auch Teilen einer anarchistischen Bewegung eine Aura des Mythologischen zu waren, all dies gepaart mit einer revisionistischen, einer bourgeoisen und einer reformistischen Narrative, ganz abgesehen von einer Opferhaltung, die der eigenen Geschichte nicht gerecht wird.
Ein anderer Grund ist es weil es interessiert, zumindest der herrschenden Klasse, sowie der der Linken des Kapitals, diese Erfahrung seiner revolutionären Inhalte zu entleeren, sie als demokratische – daraus folgend kapitalistische und bourgeoise – zu reduzieren und dabei ihr Wesen zu verfälschen. In den letzten Monaten wird im Bezug auf den Krieg in der Ukraine von sogenannten, es ist klar, sie sind keine, Anarchisten und Anarchistinnen behauptet es gäbe gewisse Bezüge darauf, weil man sich ja immer wieder auf die soziale Revolution von 1936 bezieht. Dies ist nicht nur absurd, sondern revisionistisch im historischen Sinne und in keinem Punkt zu rechtfertigen. Deswegen haben wir diesen Text übersetzt, der sich kritisch mit der sozialen Revolution auseinandersetzt. Die Reihe der Grupo Barbaria, Revolution und Konterrevolution in der spanischen Region Teil I;II und III geht auch in die Richtung. Dieser Text erschien bei Class War/Tridni Valka 13/2021: „Rojava Revolution“? „Antistaatlich“? „Antikapitalistisch“? Oder eine neue Mystifizierung? als ein Appendix, was auch berücksichtigt werden soll.
Soligruppe für Gefangene
[GCI-ICG] Thesen zu Revolution und Konterrevolution in der spanischen Region während der 1930er Jahre
Wir veröffentlichen hier ein historisches Dokument, das 1997 von den Gefährten der Internationalistischen Kommunistischen Gruppe (IKG)1 ausgearbeitet wurde und das in Form von Thesen die programmatischen Brüche zusammenfasst, die unsere Kampfgemeinschaft zur Revolution und Konterrevolution im Spanien der 1930er Jahre erreicht hat.
Bei diesen Thesen handelt es sich um ein Arbeitsdokument, einen Entwurf, der kritisiert werden sollte, um im Hinblick auf die Veröffentlichung von Materialien zu diesem Thema breitere Beiträge zu erhalten.
Bislang hat die GCI-ICG nur eine einzige Zeitschrift veröffentlicht, die sich mit diesem wichtigen Thema befasst, unser Wissen nach Comunismo nº66,…
Tridni Valka – Class War2
1.
Die Wiederaneignung der Geschichte unserer Klasse ist eine grundlegende Aufgabe für die Organisation und Zentralisierung des Proletariats in seinem Kampf für die kommunistische Weltrevolution. Auf diese Weise können wir aus den Erfahrungen, sowohl aus den Fehlern als auch aus den Erfolgen, schöpfen und diese vergangenen Niederlagen in eine Waffe des Kampfes für die Gegenwart und die Zukunft verwandeln.
2.
Der Kapitalismus deformiert und entstellt das gesamte historische Gedächtnis unserer Klasse. Die grundlegende ideologische Arbeit des Staates besteht darin, die wirklichen Klassenwidersprüche zu verschleiern, sie als interne Antagonismen des bourgeoisen Machtschemas darzustellen und die Kraft der Revolution zu verbergen. In Russland wurde vor und nach 1917 versucht, die revolutionäre Kraft des Proletariats und seine Fähigkeit, für eine kommunistische Gesellschaft zu kämpfen, zu negieren (A.d.Ü., leugnen), man sagte uns, dass es dort Feudalismus gäbe, und schließlich wurde auf der Grundlage derselben sozialdemokratischen Konzeption, die […] bei den Bolschewiki [vorherrschte], eine offene Politik der Verteidigung und Entwicklung des Kapitalismus betrieben. Ebenso behauptete die Sozialdemokratie in Spanien, dass die proletarische Revolution nicht durchgeführt werden könne, weil es noch Feudalismus gebe und das Proletariat erst die bourgeois-demokratischen Aufgaben übernehmen müsse, um sie zu erfüllen. Alle Strömungen, die die These von Spanien mit dem Feudalismus und den zu erfüllenden bourgeois-demokratischen Aufgaben vertraten, befanden sich logischerweise an den Antipoden der Interessen des Proletariats und seiner revolutionären Bewegung und kämpften dafür, den Klassenkampf und die antagonistischen Projekte der Bourgeoisie und des Proletariats (Kapitalismus und Kommunismus) in einen innerbourgeoisen Kampf zwischen den Regierungsformen und der Verwaltung des Kapitals zu verwandeln. Dieser Konzeption, dieser entscheidenden sozialen Praxis in der Konterrevolution, entspricht eine Vorstellung von der Geschichte Spaniens, in der es zu einem Bürgerkrieg zwischen Faschisten und Antifaschisten, zwischen Franquisten und Republikanern gekommen wäre.
3.
Für uns ist im Gegenteil die proletarische Bewegung in der spanischen Region während der 1930er Jahre der letzte revolutionäre Versuch der größten weltweiten Welle proletarischer Kämpfe, die bis heute stattgefunden hat, einer Periode, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1904/1905) begann, ihre zentrale Phase zwischen 1917/1921 hatte und mit der Niederlage von 1937 endete. Die weltrevolutionäre Bewegung von 1917/19 hatte das Ende des Krieges erzwungen. In den 1930er Jahren, nach den großen und bedeutenden Niederlagen, die das internationale Proletariat bis dahin erlitten hatte und die in der Unterdrückung und der volksfrontistischen Liquidierung3 des Proletariats in China gipfelten, tendierte das Kapital unausweichlich zum imperialistischen Krieg, indem es die Welt zwischen Faschisten und Antifaschisten neu polarisierte und so die Notwendigkeit geltend machte, seinen höllischen Zyklus durchzusetzen, um sich weiterhin in einer erweiterten Form zu reproduzieren. Angesichts dieser Tendenz der weltweiten Bourgeoisie, den imperialistischen Krieg wieder aufzunehmen, gelingt es dem Proletariat nur in einigen Ländern wie El Salvador, Österreich und vor allem in Spanien, sein Klassenterrain (den Kampf für die soziale Revolution) zu behaupten, während es im Rest der Welt an den Volksfronten und nationalen Fronten diszipliniert wird. Nach dieser Reihe von historischen Meilensteinen, in denen das Proletariat dem vereinigten Kapital regional gegenübersteht, gelingt es der Bourgeoisie, es in die Enge zu treiben und es ihrem Krieg zu unterwerfen. Die letzte große Schlacht dieses proletarischen Widerstands gegen die Unterwerfung unter den kapitalistischen Krieg, in der das Proletariat seinen Kampf gegen den Kapitalismus durchsetzt, war der Kampf in Spanien in den 30er Jahren. Die Niederlage, die Liquidierung der proletarischen Autonomie, die insbesondere in der Zeit von Juli 1936 bis Mai 1937 stattfinden wird, indem der Klassenkrieg in Spanien in einen imperialistischen Krieg umgewandelt wird, öffnet endgültig die Türen für die Verallgemeinerung des kapitalistischen Krieges, der in dem gipfeln wird, was als „Zweiter Weltkrieg“ bezeichnet wurde.
4.
In den 1920er und frühen 1930er Jahren wuchsen die proletarische Agitation und der Kampf in Spanien im Gegensatz zu der weltweiten Situation der proletarischen Niederlage weiter an. In der ersten Hälfte der 1930er Jahre erreichte die Klassenkonfrontation ein beispielhaftes Niveau.
Im Mai 1931 zum Beispiel kam es zu proletarischen Aufständen in Madrid, Barcelona…, bei denen Kirchen und Klöster niedergebrannt wurden. Später im selben Jahr fanden in ganz Andalusien wichtige proletarische Bewegungen statt sowie bedeutende Streiks in Solidarität mit den Gefangenen, zuerst in Barcelona und dann in Zaragoza, Algeciras, Bilbao, Huelva, Cádiz,…, die sich auf das ganze Land ausweiteten.
Im Jahr 1932 radikalisierte sich die Klassenkonfrontation weiter und es kam zu immer heftigeren Kämpfen zwischen bewaffneten Proletariern und Ordnungskräften, sowohl in Aktionsgruppen der einen oder anderen Klasse als auch in Massenbewegungen wie der in der Provinz Logroño im Januar, die sich schließlich auf das ganze Land ausweitete. In den Bergbaugebieten von Alto Lobregat und Cardoner bekräftigte die proletarische Revolte das revolutionäre Projekt, indem sie versuchte, zentrale Aspekte der revolutionären Diktatur zu übernehmen: Geld und Privateigentum wurden für abgeschafft erklärt und die Notwendigkeit des revolutionären Terrors wurde angenommen. Trotz der Gewalt der republikanischen Repression gingen die Bewegungen in ganz Spanien weiter und Streiks waren das tägliche Brot der Proletarier: Alicante, Valencia, Granada, Terrasa… In ganzen Städten und Regionen wurde der libertäre Kommunismus ausgerufen, in einigen Fällen als bloße Erklärung, während in anderen Orten die Avantgarden-Minderheiten versuchten, elementare Maßnahmen gegen den Kapitalismus mit Gewalt durchzusetzen. Das Agrarproletariat spielt in dieser Phase eine wichtige Rolle, indem es die landwirtschaftlichen Gebiete enteignet, z.B. in den Regionen Victoria, Zaragoza, Barcelona, Avila, Toledo, Sevilla… Auch das Bergbauproletariat spielt bereits zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Rolle: im März finden in Asturien wichtige Streiks statt. Überall im Land kam es zu Zusammenstößen zwischen den Ordnungskräften und den kämpfenden Proletariern: Toledo, Córdoba, Orense… das ganze Jahr über.
Das Jahr 1933 beginnt mit wichtigen Kämpfen in Barcelona, Casas Viejas (Cádiz)…, die in der Ausrufung des landesweiten aufständischen Streiks gipfeln, gefördert und organisiert von der CNT/FAI. Die Flucht von Gefangenen aus dem Gefängnis von La Modelo4 wird organisiert, erneut werden Kirchen angegriffen und Klöster in Brand gesetzt. In verschiedenen Orten wie Cerdanyola-Ripollet wurde der libertäre Kommunismus ausgerufen, und in den Städten und Dörfern wurde die rot-schwarze Fahne gehisst. Die Republik von Azaña (der sich die CNT/FAI später unterwerfen sollte) zeigte, dass sie in der Lage war, den Staatsterrorismus auf die Spitze zu treiben: Es wurde befohlen, aufständische Proletarier zu erschießen und zu töten. Die brutalen Repressionsschläge hinderten das Proletariat nicht daran, wieder in den Streik zu treten und die Straßen in Madrid, Barcelona, Valencia, Burgos, Alicante, Sevilla, Granada, Bilbao zu besetzen… Im Dezember erreichte die proletarische Bewegung in Aragon und Umgebung ihren Höhepunkt: Archive wurden niedergebrannt, Klöster in Brand gesteckt, und die Wahlen wurden offen bekämpft.
Das Jahr 1934 begann auch mit wichtigen Arbeiterstreiks: Metallarbeiter und Drucker in Madrid, Gas- und Elektrizitätswerke in Barcelona, Generalstreik in Zaragoza, sowie Streikversuche vom Landproletariat. Der Höhepunkt des Jahres war jedoch zweifellos die Insurrektion der Proletarier im Oktober 1934, die als „Insurrektion von Asturien“ bekannt wurde. Trotz der Gewalttätigkeit der Bewegung in Bilbao und angesichts der erfolglosen Versuche in Barcelona und Madrid beschränkte sich die Bewegung schnell auf die Region Asturien, insbesondere auf die großen Bergbaugebiete. Der Generalstreik des in der U.H.P. (Unión de Hermanos Proletarios – Vereinigung der Proletarischen Brüder) zusammengeschlossenen Proletariats nahm sofort einen bewaffneten und aufständischen Charakter an und entzog sich den Händen der Gewerkschaften und der Parteien (vor allem der P.S.O.E.), die ihn zu kontrollieren versuchten. Das Bergbauproletariat nahm die Stadt Oviedo mit Dynamit und einigen Waffen ein, auch in anderen Städten wie Gijon war die Bewegung direkt aufständisch. Die Waffenfabriken und die Zentren der Macht wurden angegriffen und es wurde versucht, die Produktion zu enteignen und auf anderen Grundlagen zu organisieren; aber das rasche Scheitern der Insurrektion im Rest des Landes und die Begrenztheit der proletarischen Bewaffnung ermöglichten es dem Staat, die Bewegung zu isolieren und alle Kräfte zu konzentrieren, um sie zu besiegen. Nach einem schrecklichen 20-tägigen Kampf und blutiger Unterdrückung erzwingt der Staat die Rückkehr zur Ordnung. Die Repression und der allgemeine Staatsterrorismus prägten den Rest des Jahres 1934 und das gesamte Jahr 1935. Nach der Isolierung und der Niederlage der Kommune von Asturien im Oktober 1934 fanden in ganz Spanien weiterhin große Kämpfe statt, aber gleichzeitig setzte sich die volksfrontistische und antifaschistische Ideologie in den Organisationsstrukturen des Proletariats immer mehr durch, bis zum Wahlsieg der Volksfront und der Amnestie der politischen Gefangenen, die bereits demokratische Formen der Kanalisierung des bis dahin entwickelten proletarischen Kampfes waren.
1936 ist das Proletariat in der Lage, sich zu bewaffnen, dem Faschismus entgegenzutreten und ihn zu besiegen, aber gleichzeitig ist es angesichts der Republik gelähmt. Die zuvor allenthalben geäußerte Tendenz zum „aufs Ganze gehen“ und zur „Diktatur der Anarchie“ verliert angesichts der Antifaschisten an Kraft, die andererseits im Juli 1936 in der Bedrohung durch die französische und britische Flotte Unterstützung für ihre Thesen finden. Mit dem schamlosen „antifaschistischen Kollaborationismus“ der CNT, der FAI, der POUM ab Juli 1936 verliert das Proletariat seine Autonomie gegenüber dem bourgeoisen Staat, dem es auf dieser Grundlage gelingt, es zu entwaffnen und in die antifaschistischen und faschistischen Armeen einzubinden. Der letzte große verallgemeinerte Widerstand des Proletariats fand in den glorreichen Tagen des Mai 1937 statt, als sich das Proletariat allein auf der Straße befand und sich allen Strukturen des bourgeoisen Staates gegenübersah, einschließlich nicht nur seiner stalinistischen und sozialistischen republikanischen Unterdrücker, sondern auch seiner Organisationen, der CNT, der FAI, der POUM…
5.
Die Niederlage des Proletariats in Spanien ist einmal mehr darauf zurückzuführen, dass es ihm nicht gelungen ist, sich als Klasse und als autonome Partei gegen alle bourgeoisen Kräfte zu organisieren. Und das alles dank der sozialdemokratischen Konzeption und Politik des kleineren Übels, der Unterstützung der fortschrittlichen Demokratie, des Bündnisses der schlecht benannten „Arbeiterparteien“. Auf die Arbeiterallianz vom Oktober 1934 zwischen PSOE, BOC (später POUM), PCE und Teilen der CNT folgte Anfang 1936 die Volksfront gegen den Faschismus, die PSOE, PCE, POUM, CNT und eine ganze Reihe von erklärten bourgeoisen Parteien (ERC, Azaña…) vereinte. Die Bildung der Volksfront und des antifaschistischen Bündnisses bedeutete die rasche und totale Auflösung der Klassenautonomie des Proletariats und seinen Eintritt in den innerbourgeoisen Krieg zunächst in Spanien und dann in den Zweiten Weltkrieg im Rest der Welt.
6.
Die Volksfront (genauer gesagt die Dualität Antifaschismus-Faschismus) ist die Taktik, die damals von der Bourgeoisie gegen das Proletariat eingesetzt wurde, um dessen Klassenautonomie zu beseitigen. Die Phänomene des Faschismus, des Nationalsozialismus, des Volksfrontismus und des Stalinismus, die sich in jenen Jahren entwickelten, weisen alle dieselben grundlegenden Merkmale der nationalen Versöhnung, der Massenmobilisierung, der Apologie der Arbeit und der Massenproduktion auf und führen alle zum Verzicht auf proletarische Interessen, zur nationalen Anstrengung und schließlich zum imperialistischen Krieg, in dem die einzige Rolle des Proletariats die des Kanonenfutters ist. Trotz des aktiven Widerstands der kommunistischen und internationalistischen Fraktionen gelingt es dem Proletariat nicht, mit diesen Strömungen zu brechen, und es wird am Ende genau diese Rolle des Kanonenfutters spielen. Spanien ist somit das letzte Land, in dem das Proletariat in der gesamten Periode eine große revolutionäre Schlacht kämpft, und gleichzeitig das erste Land, in dem es dem Weltkapitalismus gelingt, alle proletarischen Energien in den faschistisch-antifaschistischen Krieg zu kanalisieren, der in den Weltkrieg münden wird.
7.
Der Kampf in Spanien während der 1930er Jahre, der in der Umwandlung des sozialen Krieges in einen imperialistischen Krieg und in der Zerstörung/Liquidierung des Proletariats gipfelte, schloss den konterrevolutionären Prozess ab, der bereits in der ganzen Welt verbreitet war. Die Rolle der Sozialdemokratie als bourgeoise Partei für die Arbeiter war dabei von grundlegender Bedeutung. Diese Rolle wurde von PSOE, PCE, POUM und CNT übernommen. Während die ersten beiden ein offen bourgeoises Programm hatten, das sich gegen die proletarische Revolution richtete (bourgeoise-demokratische Aufgaben…), strukturierte das Proletariat seinen Kampf in den beiden anderen. Es gibt keine anderen Massenorganisationen von selbständig organisierten Proletariern. Der bewaffnete Aufstand wurde von den militanten Strukturen der CNT, der FAI und kleinen Gruppen organisiert, die zwar nicht offiziell anerkannt waren, aber behaupteten, Teil dieser Strukturen zu sein. Minderheiten und Gruppen, die sich auf die Mitgliedschaft in der CNT beriefen, bildeten die Avantgarde für proletarische Enteignungen und autonome Aktionen der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus. Auch die unorganisierten proletarischen Massen betrachteten die CNT als ihre Organisation. Diese Organisation, die die Avantgarde des Proletariats umfasste, konnte jedoch sowohl aufgrund ihrer allgemeinen sozialen Praxis (die CNT war hauptsächlich eine Gewerkschaft/Syndikat und fungierte als Apparat des bourgeoisen Staates) als auch aufgrund ihrer Konzeption (die Vorherrschaft einer anarchistischen Ideologie, die unfähig war, den Kampf gegen das Kapital und den Staat zu begreifen) keine andere Richtung als die des Antifaschismus einschlagen. Schon lange vor 1936 hatte die CNT ihren sozialdemokratischen Charakter unter Beweis gestellt und sich bei den Wahlen in jenem Jahr und auch danach als ein Apparat erwiesen, der als linker Flügel des Republikanismus und der Volksfront fungieren konnte. Darüber hinaus hatte sich in den Monaten vor dem aufständischen Angriff im Juli 1936 eine offen antifaschistische (d. h. bourgeoise) Linie durchgesetzt, die nicht mehr die Bourgeoisie und das kapitalistische Gesellschaftssystem als Feind bezeichnete, sondern den Faschismus. Obwohl diese Praxis innerhalb der CNT selbst angeprangert wurde (z. B. auf dem Kongress in Zaragoza), wurde die Volksfront durch den Verzicht auf die revolutionäre Enthaltung und die aktive Teilnahme an den Wahlen auf Seiten der Volksfront vollständig durchgesetzt.
8.
In den Kämpfen in Spanien hat das Proletariat einen sehr hohen Grad an Autonomie erreicht und den Umfang der in ihm enthaltenen Revolution unter Beweis gestellt. Die Konkretheit und Radikalisierung des Kampfes, die Autonomie der Proletarier bei der Bewaffnung und der Eroberung der Zentren der Macht bei verschiedenen Gelegenheiten wie im Oktober 1934 und im Juli 1936, die Abspaltungen von Gruppen oder Fraktionen, die über ihre eigenen Organisationen hinausgingen, die rasche Verbreitung von Parolen und praktischen Versuchen, gegen das Privateigentum zu kämpfen, die Enteignungen von Land und Fabriken, die Versuche, das Geld abzuschaffen, die Suche nach Organismen der kollektiven Produktion und die Suche nach anderen Produktions- und Verteilungsformen sind bemerkenswert; doch die antiautoritäre, antidiktatorische, Ideologie,… die vorherrschende sozialdemokratische Ideologie zersplitterte diese gewaltige Energie jedoch in Tausende von kleinen Aktionen, ohne eine organische Kraft, die in der Lage wäre, den Kapitalismus zu sprengen. Die vorherrschende verwaltende Auffassung wurde durch die antifaschistische Politik perfekt ergänzt, und gemeinsam verhinderten sie, dass das Proletariat seine eigenen Interessen auf der Grundlage seiner revolutionären Diktatur durchsetzen konnte. Diese außergewöhnliche Bewegung des Proletariats hatte keine revolutionäre Führung im eigentlichen Sinne des Wortes, sondern eine formale Führung, die der realen Praxis der Bewegung nicht entsprach und sie in die Sackgasse des Antifaschismus und der radikalen Verwaltung führte: die Bildung von Kollektiven in friedlicher Koexistenz mit der kapitalistischen Ökonomie.
9.
1936 bewaffnete sich das Proletariat und eroberte die Straßen gegen die Bourgeoisie, das Privateigentum und den Staat; aber es fand sich politisch entwaffnet durch die Organisationen der Sozialdemokratie, die es mit ihrer anarchistischen und in zweiter Linie sozialistischen und leninistischen Ideologie dazu brachten, die Disziplin des Antifaschismus (antifaschistische Milizen), der bourgeoisen Republik (demokratische Legalität) und der kapitalistischen Verwaltung (Kollektivitäten) zu akzeptieren. Obwohl die militärischen, politischen und ökonomischen Aspekte des Klassenkampfes untrennbar miteinander verbunden sind, könnte man die Durchsetzung der Konterrevolution schematisch darstellen, indem man diese Aspekte voneinander trennt, um sie deutlicher zu machen. Militärisch wurde der Klassenkampf durch die Unterwerfung des Proletariats unter die von der republikanischen Bourgeoisie geführte Militärfront liquidiert. Politisch gesehen war der Eintritt und die Mitarbeit dieser Organisationen in der republikanischen Regierung eine Bestätigung ihrer Unfähigkeit, die Situation revolutionär zu lösen, und ihrer konterrevolutionären Politik der Klassenbeschwichtigung. Im ökonomischen Bereich hat die Ideologie, die behauptet, dass die Produktion ohne die Diktatur des Proletariats, die das Privateigentum (Ware, Geld, Lohnarbeit…) zentral zerstört, revolutionär organisiert werden kann, dazu geführt, dass die Energie des Proletariats auf die Verwaltung und Reproduktion der Warenökonomie gelenkt wurde. Die gesamte revolutionäre Energie des Proletariats wurde durch den von der CNT und der POUM aufgezwungenen Antifaschismus (imperialistischer Krieg) und Verwaltung (Kollektivismus) liquidiert, was die kriminelle Rolle, die die PCE und die PSOE im antifaschistischen Lager spielten, mehr als ergänzte. Angesichts der Kohärenz zwischen sozialer Praxis und Ideologie (sowie früherer Praktiken) aller großen so genannten linken Parteien ist es absurd, von Verrat zu sprechen. So wie die formale Sozialdemokratie 1914 keinen Verrat beging, sondern ihre historische Rolle als bourgeoise Partei für die Arbeiter erfüllte, so bestätigten die Morde an Revolutionären und die von der PCE genutzten Folterkeller ihre konterrevolutionäre Rolle, die Rolle der Zentristen, die konterrevolutionäre Praxis der CNT und der POUM, die vom Kampf des Proletariats und seinen Bedürfnissen ausgehen und revolutionäre Erklärungen abgeben, um es dann sofort den Erfordernissen des Krieges und der kapitalistischen Ökonomie zu unterwerfen, wurde durch die konterrevolutionäre Praxis dieser Organisationen bestätigt. Dies war unabdingbar, um das Proletariat im Bereich des antifaschistischen Krieges und der kapitalistischen Militärproduktion bestmöglich einzugrenzen und zu liquidieren, und bedeutete keineswegs einen Verrat, sondern die Bestätigung der allgemeinen Konzeption dieser Organisationen und ihrer Politik der vergangenen Jahre.
10.
Die Niederlage der Insurrektion vom Mai 1937 (die am deutlichsten antibourgeoisen, antistalinistischen und antirepublikanischen war) kam zustande, weil es dem radikalen Antifaschismus gelang, das aufständische Proletariat vollständig zu entwaffnen, insbesondere dank der Führung der CNT, der POUM und ihrer Minister. Die Lähmung/Liquidierung des Aufstands und die Rückkehr zur Arbeit, für die diese Organisationen eintraten, öffneten das Feld für die Folterungen, das Verschwindenlassen und die Morde, die die Stalinisten zur Zerschlagung der Revolution praktizierten. Wie bei den anderen Aufstandsversuchen im April 1931, im Oktober 1934 und im Juli 1936 setzte das Proletariat keine eigene revolutionäre Führung durch, da es nicht bereit war, Kompromisse einzugehen und die Forderungen des Antifaschismus nach sozialem Frieden zu akzeptieren. Ihr gewaltiger revolutionärer Impuls wurde durch die selektive physische Unterdrückung, die „Zurück-zur-Arbeit“-Ideologie und die antifaschistische Frontlinie, die von der CNT und der POUM durchgesetzt wurde, zunichte gemacht.
11.
Angesichts der Entwicklung der Auseinandersetzungen und nach der Niederlage des Proletariats in Spanien sahen sich die Proletarier in anderen Teilen der Welt nicht in der Lage, sich mit dem Proletariat zu solidarisieren, wie es notwendig gewesen wäre, um seine Isolierung und Liquidierung zu verhindern. Dies war vor allem auf die Schwäche der internationalistischen proletarischen Bewegung in dieser Zeit zurückzuführen, da sie überall besiegt worden war. Trotz der Kämpfe in Frankreich im Juni 1936, in Mexiko… war die Bewegung auf internationaler Ebene isoliert. Der weltweiten Bourgeoisie gelang es, den wirklichen Klassenantagonismus des „Bürgerkriegs“ in Spanien zu verschleiern und ihn der Weltöffentlichkeit als einen Krieg zwischen Republikanern und Faschisten zu verkaufen, was das revolutionäre Proletariat in Spanien in eine sehr tiefe politische Isolation führte. Je mehr die faschistischen und antifaschistischen Fahnen mit nationalen Farben international durchgesetzt wurden und je mehr das Proletariat für die Internationalen Brigaden mobilisiert wurde, desto mehr sahen sich die Revolutionäre und Internationalisten in Spanien mit der Konfrontation mit dem Weltkapitalismus allein.
Insbesondere die Rolle der Kommunistischen Internationale, der UdSSR und der verschiedenen Kommunistischen Parteien sowie ihrer verschiedenen kritischen Unterstützer (vor allem des Trotzkismus in seinen zahlreichen Varianten) war für diese Isolierung von grundlegender Bedeutung. Je mehr sie für den Antifaschismus rekrutierten, desto mehr wurde die internationale Möglichkeit der internationalistischen Aktion in Aktions- und Kampfgemeinschaft mit dem Proletariat in Spanien liquidiert. Es ist offensichtlich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen den Bedürfnissen der UdSSR als kapitalistische Macht, die mit anderen kapitalistischen Mächten konkurriert, und der Verteidigung dieser oder jener „Taktik“ in der KI5 besteht. Die Volksfront, die in Spanien ihre deutlichste Bestätigung als Kraft der Liquidierung der revolutionären Energie des Proletariats erfuhr, gehorchte den imperialistischen Interessen des Kapitals in dieser Region der Welt.
12.
Gegen all diese bourgeoisen Kräfte lehnte nur eine Handvoll über die ganze Welt verstreuter Gefährten den Faschismus und den Antifaschismus gleichermaßen ab und setzte den unveränderten Kampf der Partei gegen den Weltkapitalismus und den Staat fort. Wir halten die Beiträge dieser verschiedenen Gefährten, die mehr oder weniger in kommunistischen Gruppen oder Fraktionen in verschiedenen Ländern der Welt organisiert sind, für sehr wichtig, nicht nur für die Analyse der Vergangenheit, sondern auch für den zukünftigen Kampf. Eine der Hauptachsen der zu erstellenden Veröffentlichungen wird gerade die historische Rettung der besten dieser Materialien sein. Ohne diese entscheidende Arbeit der Wiederaneignung müsste das Proletariat seine eigene Geschichte immer wieder neu beginnen, dieselben Fehler wiederholen und sofort improvisieren, in welche Richtung es gehen soll. Ohne diesen entscheidenden Beitrag hätten die Internationalisten von heute und morgen nicht das ganze Gepäck der Erfahrung, der revolutionären Theorie, die die entscheidendste und mächtigste Waffe für die Herausbildung einer revolutionären Führung darstellt, die den Sieg in der nächsten Welle proletarischer Kämpfe sicherstellen wird.
1A.d.Ü., mehr Infos zu Grupo Comunista Internacionalista auf http://gci-icg.org/
3A.d.Ü., auf die Volksfront bezogene Ideologie.
4A.d.Ü., la Modelo war der berüchtigte Knast in Barcelona der von 1904 bis 2017 in Betrieb war. Unzählige Anarchisten, Revolutionäre und Gefangene aller Art waren dort gegen, selbstverständlich, ihren Willen.
5A.d.Ü., hier ist die Rede von der Kommunistischen Internationale, kurz Komintern, die von 1919 bis 1943 existierte.