Gefunden auf la nemesi, die Übersetzung ist von uns. Ein Beitrag zur Internationalen Aktionswoche gegen den Krieg.
Beitrag zu den Internationalistischen Tagen in Prag 20-26 Mai 2024
Zuallererst möchte ich den Gefährtinnen und Gefährten aus Třídní Válka zu ihrem Engagement und ihrer Ausdauer gratulieren. In den letzten beiden traurigen Kriegsjahren waren sie aktiv, auch und gerade in der Kontaktaufnahme mit revolutionären Gruppen im Ausland, etwas, das – meiner Meinung nach – nur wenige in unseren Breitengraden getan haben.
Abgesehen davon muss ich leider auf ein paar Dinge hinweisen. Ich bin (wie die gesamte Redaktion von „Bezmotivny“) zur internationalen Aktionswoche gegen den Krieg eingeladen worden, die vom 20. bis 26. Mai 2024 in Prag stattfinden wird. Als Redakteur der internationalistischen anarchistischen Zweiwochenschrift „Bezmotivny“ werde ich leider nicht teilnehmen können. Zumindest ist die Zeit bis Mai eine lange Zeit, aber ich glaube nicht, dass sich die Bestimmungen, die der italienische Staat uns auferlegt hat, ändern werden.
Am 8. August 2023 wurden wir alle wegen subversiver Vereinigung zu terroristischen Zielen, Anstiftung zu einer Straftat mit dem erschwerenden Umstand des terroristischen Ziels, Beleidigung der Ehre oder des Ansehens des Präsidenten der Republik und heimlichen Druckens vorsorglich verurteilt, weil wir über einen Zeitraum von drei Jahren alle vierzehn Tage die Zeitung „Bezmotivny“ herausgegeben haben.
Die von der Bezirksdirektion für Mafia- und Terrorismusbekämpfung der Stadt Genua durchgeführte Operation betraf zehn Anarchistinnen und Anarchisten, für die eine Haftstrafe beantragt worden war. Einige sind immer noch verpflichtet, in ihrer Stadt zu bleiben (mit nächtlicher Rückkehr), andere sind zwischen Gefängnis und Hausarrest mit allen Einschränkungen (Verbot, mit irgendjemandem zu kommunizieren, unter Androhung von Gefängnis) hin und her gewechselt. Zurzeit stehen vier von uns unter Hausarrest, fünf unter der Auflage in der Stadt zu bleiben, und einer ist auf freiem Fuß. Die gesamte Repressionsmaßnahme dreht sich um „unsere“ Zeitung. Uns wird nichts anderes vorgeworfen als die Herausgabe, der Druck und der Vertrieb von „Bezmotivny“.
Es scheint mir wichtig, das alles zu sagen, denn die Repression in Italien (die nicht nur uns, sondern im Laufe des Jahres 2023 viele Anarchistinnen und Anarchisten in ganz Italien betroffen hat) ist voll und ganz Teil der Kriegspolitik, die dieses verkommene Land betreibt.
Ich will mich darüber überhaupt nicht beschweren, ich finde es normal und zutiefst konsequent, dass ein Staat jede revolutionäre Stimme verhaftet, also bin ich in Wahrheit ganz zufrieden damit, wie es funktioniert, statt den marginalen Schein demokratischer Räume bevorzuge ich den echten Kampf. Ich bevorzuge die Konfrontation und nicht die Spielchen, die nur der politischen Effekthascherei dienen.
Wie auch immer. Ich denke, dass eure Initiative extrem wichtig und auch interessant ist.
Nicht nur wegen der aktuellen Situation, sondern auch, weil sie die Grundlagen des internationalistischen revolutionären Kampfes bekräftigt.
Ich bin kein gebildeter Mensch, ich habe kaum die achte Klasse besucht, deshalb fällt es mir oft schwer, das Gerede über die ökonomische oder geopolitische Aufteilung verschiedener Länder zu verstehen, aber ich bin mir sehr sicher, dass Krieg immer zum Vorteil der Bosse gegen uns Proletarier ist. Das konnte ich auch und nur durch meine Arbeit erkennen.
Für das Kapital gibt es keine andere Dimension. Sein Überleben geht auf Kosten aller Ausgebeuteten.
Was ich jedoch für wichtig halte, betrifft die Methode von uns Revolutionären. Ich kenne euer faszinierendes Land nicht – so wie ich auch viele andere nicht kenne -, aber was Italien betrifft, so hat es im Laufe der Jahre einen großen Bruch mit der wirklichen Bewegung, d.h. mit den Ausgebeuteten, gegeben. Es wird nicht mehr betont, dass die Bewegung nicht die Kollektive oder eine politische Gruppe (oder noch schlimmer, eine Partei) ist, sondern alle Ausgebeuteten. Das ist die wahre Bewegung. Diejenigen, die tagtäglich unter den Qualen der Klasse der Bosse leiden. Ob sie sich dessen bewusst sind oder sich sogar selbst organisieren, spielt keine Rolle. Das ist die wirkliche Bewegung. Ich denke, dass es wichtig ist, mit ihnen in Kontakt zu treten. Und in diese Richtung haben wir versucht, mit „Bezmotivny“ zu arbeiten, wenn auch mit unseren Einschränkungen, um den Ausgebeuteten das Gefühl der Gerechtigkeit revolutionärer Gewalt zu vermitteln.
Um es ganz klar zu sagen: Ich bin das, was Medienjournalisten einen „Aufständischen“ nennen. Ein Begriff, der in den italienischen Medien seit einem halben Jahrhundert verwendet wird, um „böse“ Anarchisten zu bezeichnen. Und es fällt mir sehr schwer, diese Anschuldigung zurückzuweisen. Warum ist das so? Schließlich ist der Aufstand das Mindeste, was eine ausgebeutete Person wie ich, wie wir alle, erwarten kann. Ich kann getrost sagen, dass es für mich eine Angeberei ist.
Was den revolutionären Internationalismus angeht, möchte ich eine kurze Klammer aufmachen. In den letzten Jahren haben wir erlebt, was zu einer methodischen „Praxis“ der Aktion geworden ist: nämlich nur durch Aktionen zu kommunizieren. Ich denke, das ist ein wichtiges Thema zum Nachdenken und Diskutieren. Denn so interessant es auch ist, es ist eine lahme Angelegenheit, die, so gerecht und respektabel sie auch sein mag, über so viele Probleme hinwegtäuscht, die wir als Internationalisten unbedingt ansprechen müssen.
Internationalistinnen und Internationalisten können nicht nur im Schatten von Forderungen und Aktionen leben, wie gerecht und wichtig sie auch sein mögen (zumindest von direkten Aktionen, Angriffen auf die Strukturen und Menschen des Staates und des Kapitalismus, von denen es überall auf der Welt so viele gibt, und das ist keine Kleinigkeit). Wir müssen in der Lage sein, eine echte Kommunikation zu initiieren, die an allen Fronten handlungsfähig ist, die sich nicht auf Informationen beschränkt, sondern versucht, organisatorische und damit operative Ansätze zu verfolgen. Wir müssen in der Lage sein, uns die Mühe zu machen, uns gegenseitig kennenzulernen und tiefer in die Probleme einzutauchen, die wir lösen und die wir angehen wollen.
Ich weiß, dass das keineswegs einfach ist. Selbst und gerade in kleinen Gebieten wie Italien gibt es oft nur wenig Kommunikation zwischen Gefährtinnen und Gefährten, die nahe beieinander wohnen, aber ich halte es trotzdem für wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass wir uns bemühen müssen, und die scheinbaren Meinungsverschiedenheiten zu überfliegen, die am Ende gar nicht so konkret sind.
Natürlich ist es richtig, dort, wo die Argumentation unstimmig wird, andere Wege zu gehen, aber der Versuch, Ansätze einer realen (und nicht virtuellen) Interaktion zwischen Gefährtinnen und Gefährten zu verfolgen, ist meiner Meinung nach immer sehr anerkennenswert und, ganz einfach, nützlich und richtig.
Ich hoffe wirklich, dass dieses Treffen nicht nur sehr gut besucht sein wird, sondern auch in qualitativer Hinsicht gut wird. Möge es dann mit sinnvollen Interventionen einen ernsthaften Beitrag zum Kampf gegen den Krieg leisten, also in Richtung eines Angriffs auf jeden Staat, der von Natur aus kriegstreibend ist.
ES LEBE DER REVOLUTIONÄRE KAMPF
Luigi Palli
28. Januar 2024
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