Flugblatt in Solidarität mit Juan

Übersetzung von uns, Quelle: Round Robin

FREIHEIT UND SOLIDARITÄT MACHEN ANGST

In Europa, und insbesondere in Italien, entsteht ein immer rücksichtsloseres, unmenschliches, sklavenhaftes und klassengesellschaftliches Modell [der Gesellschaft].

Per Dekret, das vorgibt, keine Gefahren und Dringlichkeiten zu sein, werden die letzten Ausdrücke von Würde und Widerstand gegen den faschistischsten Kapitalismus angegriffen.

Der Versuch ist der Aufbau einer immer prekäreren, gespaltenen, machtlosen und verzweifelten Menschheit, die daher Gegenstand von Ausbeutung und Manipulation ist.

Es gibt einen echten Krieg gegen die Armen sowie einen Krieg zwischen den Armen, der von rassistischer Propaganda und terroristischen Regierungen angeheizt wird.

Koloniale Kriege im Ausland um das Aufkaufen von Ressourcen. Mit Waffen und Stacheldraht gepanzerte Grenzen und ein Klima des Krieges innerhalb der Nationalstaaten: Lager für Migrant*innen und Hindernisse aller Art für die Erteilung von Aufenthaltstiteln, auch aus humanitären Gründen; Almosen für [das Erhalten der] Staatsbürgerschaft; Arbeitsverträge und befristetes Leben; Gesundheit und Bildung immer weniger zugänglich und prekär; besondere Überwachung von Internationalist*innen, Daspo1 und Straßenpapieren2 für diejenigen, die ihre Meinung äußern und für bessere Lebensbedingungen kämpfen; Gefängnis für Migrant*innen und Italiener*innen, die der Autorität und den Elend trotzen.

Der Versuch, Menschenleben vor dem sicheren Tod zu retten, jahrelange Rettung auf See, eine Mahlzeit oder gar medizinische Versorgung anzubieten, wird durch offen nationalsozialistisch-faschistische Regeln strafbar.

In Como, Rom und anderen Städten, die in den Wintermonaten sowohl Italiener*innen als auch Nicht-Italiener*innen eine Mahlzeit oder sogar nur heiße Milch angeboten haben, waren jene die das taten, Gegenstand von Repressionen: Bußgelder und Zwangsräumungen an Orten der permanenter Solidarität.

In Udine wurden 7 Freiwillige einer NGO beschuldigt, Hilfe und Beihilfe geleistet zu haben, weil sie Migrant*innen einfach medizinische Hilfe angeboten haben.

Sogenannte Verbrechen der Solidarität und Freundschaft folgen einander. Kriminalisiert wird der Versuch, diesem Schicksal von Folter und Ausbeutung zu widerstehen.

Am 22. Mai wurde in der Provinz Brescia der Anarchist Juan Sorroche Fernandez wegen eines Haufen von Strafen und die Anklage, sich der Ausführung derselben zu entziehen, verhaftet. Am selben Tag wurde ein weiterer Gefährte wegen Beihilfe und Anstiftung verhaftet. Um die Anklage zu rechtfertigen, wurden sein Haus, das Haus seiner Eltern und Schwiegereltern und sogar die Häuser einer Freundin und ihrer Familie durchsucht, die alle durch Einheiten mit Sturmhauben durchgeführt wurden, ohne den Haftbefehl vorzulegen.

Zu schlagen, zu isolieren und den Boden unter den Füßen zu verlieren, gewöhnliche Menschen werden wie in den dunkelsten Zeiten des letzten Jahrhunderts ins Visier genommen, mit der Absicht, die Beziehungen, Liebe und mögliche Komplizenschaft zu spalten.

Jeder, der versucht zu existieren, sich kapitalistischen und faschistischen Auflagen zu widersetzen, und jeder, der Solidarität und Freundschaft mit den Angegriffenen zeigt – in dieser Welt die auf den Kopf steht- ist kriminell und terroristisch.

Gegen das beschissene Leben, das du für uns auf Lager hast, wiederständig lebendig, frei und wild. Menschlich.

Immer auf dem Weg zur Freiheit.

Anarchisten und Anarchistinnen

 

1Daspo (von D.A.SPO., Akronym für Verbot des Zugangs zu SPOrtive Events) ist eine vom italienischen Recht vorgesehene Maßnahme zur Verhinderung von Gewalttaten an Orten von Sportveranstaltungen.

2Foglio di Via, Stadtverweis der in Italien bis zu drei Jahren dauern kann. Das heißt man darf zu einer Stadt, Gemeinde, Kiez nicht mehr hin.

 

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