Gefunden auf informativo anarquista, die Übersetzung ist von uns. Die beiden Artikel „In Erinnerung an Mauri“ und „Dies ist keine Zeit für die Sanftmütigen und Barmherzigen“ die von der Biblioteca Antiautoritaria Sacco y Vanzetti veröffentlicht wurden, nehmen (der erste indirekt und der zweite direkt) Bezug auf eine gerettete Textreihe/Debatte die auf „Informativo Anarquista“ und „La Jauria de la Memoria“ erschienen sind. Wir haben diese Textreihe/Debatte nicht nur übersetzt, sondern auch etwas erweitert, sie wird in den kommenden Tagen unter dem Titel „Diskussion über Plattformismus (aber nicht nur)“ erscheinen.
Soligruppe für Gefangene, die sofortige Zerstörung des Kapitalismus, aller Staaten-Nationen, Patriarchats und einiges mehr.
(Chile) Dies ist keine Zeit für die Sanftmütigen und Barmherzigen, Text der Gefährt*innen der Biblioteca Antiautoritaria Sacco y Vanzetti
30. Mai 2024
Dies ist keine Zeit für die Sanftmütigen und Barmherzigen
Der Mai, ein von schwarzem Gedenken geplagter Monat, bietet uns ein neues Szenario, um zu verstehen, wie weit die Erinnerung reicht, wozu sie da ist, in welchem Sinne sie uns nährt und zum Gehen ermutigt.
Dank der Arbeit von Gefährt*innen sind nach Mauris Tod alte Schriften in Umlauf gebracht worden, di sind nach Mauris Tod alte Schriften in Umlauf gebracht wordene durch das Verschwinden einiger Internetportale verloren gegangen waren. Sie zeigen, wie weit Menschen und Organisationen, die nach Macht und Autorität streben, gehen können. Für einige mag dies eine alte Diskussion sein, die sie vielleicht gar nicht verstehen wollen. Wir rufen dazu auf, sich zu erinnern, zu lesen und die Schlussfolgerungen zu ziehen, die jeder Einzelne daraus zieht.
Die Wiederauflage dieser Schriften hat zu unterschiedlichen Positionen geführt, und das ist das Interessante und Vorteilhafte an der Erinnerung. Da alte Texte ans Licht gekommen sind, gibt es auch diejenigen, die auf ein Ende der angeblichen Gerüchte und Verleumdungen hingewiesen und diese „gefordert“ haben.
Diese Zeit sollte nicht für Kumpanei oder Sympathie sein, sie geht über Mauri hinaus und bei weitem über Sacco (A.d.Ü., gemeint ist das besetzte Haus weches diesen Text verfasste) hinaus. Diese Zeit belebt eine alte und zum Schweigen gebrachte Diskussion über Gewalt und ihre Anwendung, über Affinität, freie Assoziation, individuelle Aktion oder Führungen und Plattformen; über permanenten Aufstand oder das ewige Warten auf das Erwachen der Massen, über Kampf oder Kontemplation, Formalität und Informalität.
Vor vierzehn Jahren gab es diejenigen, die sich anonym, voller Verachtung, Ironie und Spott über die aufständische Aktion gegen die Macht und ihre Symbole lustig machten und Mauris Leiche verhöhnten.
In einem Klima der entfesselten Jagd und der Enthüllung des Leichnams und seiner Wunden durch die Presse war das sicherlich keine Überraschung. Es war klar, dass es diejenigen geben würde, die dies zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen würden. Aber es gab einen anonymen Text, der noch weiter ging und uns als Sacco direkt als „Opportunisten“ bezeichnete und „Mauris noch warme Leiche“1 für politische Zwecke nutzte.
Dieser Text enthielt die Aufforderung, die toten Gefährt*innen in Ruhe zu lassen, sie dem journalistischen und polizeilichen Aas auszuliefern, da jede Verteidigung oder Solidarität als Wunsch, sich zu profilieren, gewertet werden könnte. Unser Schweigen wurde erwartet, man erwartete von uns, dass wir friedlich sind… was für eine Ironie, wer enttäuscht sein muss, soll enttäuscht sein, wir bereuen unsere Aktionen nicht.
Zu dieser Zeit herrschte Schweigen über die Urheberschaft des Textes, der Mauris Tod verhöhnte. Es wurde verlangt, dass öffentlich für die Taten Rechenschaft abgelegt wird, aber wir ließen es nicht dabei bewenden und konfrontierten einzelne Personen, von denen einige die Urheberschaft des Textes rundheraus bestritten.
Vor vierzehn Jahren gingen zwei Gefährt*innen bei einer der Aktivitäten anlässlich des ersten Jahrestages von Mauris Tod auf Konfrontationskurs mit einem Typen, der die Frechheit besaß, hier aufzutauchen. Sie konfrontierten ihn auf gleicher Augenhöhe und in gleicher Anzahl. Dieser Typ bestritt nie die Urheberschaft des Textes und ließ sich absurderweise nur auf eine Auseinandersetzung mit der männlichen Präsenz ein, die mit ihm sprach. Die Jahre vergehen und mit
der gleichen Pedanterie verschleiert er jetzt Situationen2 und verdreht die Realität, um zu verwirren. So viele hochtrabende Worte im Internet, aber eine Opferrolle für die Nachwelt.
Es gibt auch einen pedantischen und autoritären Versuch, zu normieren und jede Person, die sich der Feigheit, dem Spott und den Beleidigungen gegenüber Mauri entgegengestellt hat, zu vermännlichen. Nicht alle Männer sind Männer, nicht nur Männer handeln ohne Mittelsmänner, nicht nur Männer leben anarchisch, sondern diejenigen, die sich nach Autorität sehnen, versuchen alles zu zerschlagen, was sich im Kampf erhebt, und benutzen dabei die niedrigsten Listigkeiten für ihre Aufgabe. So war es auch vor 15, 20, 100 Jahren oder heute.
Manche sprechen jetzt von Gerüchten und Verleumdungen. Es gibt die Dokumente, es gibt die Schriften und es gibt die verschiedenen Situationen, in denen wir die Verantwortung für unsere Worte und Taten übernommen haben, wobei wir, wie immer, das übernehmen, was auch immer daraus entstehen mag.
Wir suchen nicht den Beifall von irgendjemandem, wir handeln so, wie wir es für richtig halten und die Person, die Organisation oder das Gremium, das unser Handeln lenkt, ist nicht geboren. Wir übernehmen die Verantwortung für das, was wir sagen, und ohne es an jemand anderen zu delegieren, handeln wir für uns selbst, individuell und frei in Verbindung mit dem, was wir erreichen wollen, sei es eine Aktivität, ein Buch, ein Projekt oder die Konfrontation mit denjenigen, die vorgeben, hinter einer Tastatur mutig zu sein, die sich dann aber selbst zum Opfer machen, wenn jemand sie konfrontiert. Die Aufforderung lautet wie immer, so zu handeln, wie man es möchte, in der Annahme, dass es etwas bringt.
Dies ist ein guter Zeitpunkt, Gefährt*innen, eine wunderbare Möglichkeit tut sich vor uns allen auf, der Clown hat seine Schminke abgenommen und das bietet die Bühne für viele, auch ihre Masken abzulegen und die Einladung zu hinterlassen, Positionen zu beziehen, ohne Euphemismen, ohne Halbheiten. Lasst die Diskussion und die Spannung zurückkehren, lasst das schöne Terrain der Konfrontation die Bühne der Worte verlassen und unsere Ideen zu Taten verdichten. Was gebrochen werden muss, soll gebrochen werden; Heuchelei und Zynismus haben noch nie ein solidarisches oder gefährt*innenschaftliches Umfeld geschaffen.
Es ist eine gute Zeit, um Widersprüche aufzuzeigen und zu versuchen, sie zu überwinden.
Es ist sicherlich ein Widerspruch, mit welcher Leichtigkeit manche Leute applaudieren, wenn ein Plakat erscheint, das an eine Gefährtin oder/und an einen Gefährten erinnert, die in direkter Aktion gegen die Obrigkeit gestorben sind, und mit der gleichen Geschwindigkeit einen Text „mögen“, der zur Unbeweglichkeit aufruft, der alle beleidigt, die die Aktion selbst in die Hand nehmen und Feigheit und Diffamierung direkt entgegentreten wollen. Also… die einen können direkt handeln und die anderen nicht… die Phrase „schön gewalttätig“ ist keine Poesie, Gefährt*innen, Mauri und so viele Gefährt*innen im Laufe der Geschichte haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt und an verschiedenen Orten, im Hier und Jetzt, setzen viele weitere Gefährt*innen diese offene Ablehnung von Herrschaft, Passivität, Führungen und Unterwerfung fort.
Es gibt diejenigen, die die direkte Aktion, sich jemandem entgegenzustellen, als „mafiosi und gangsterhaft“ bezeichnen. Das sind Beleidigungen, die in der Vergangenheit immer wieder gegen Individuen oder Gruppen geäußert wurden, die ihre Aktionen selbst in die Hand nehmen, ohne weder die Zeit noch die Bedingungen abzuwarten, noch die Menschen oder das Massenumfeld, die die Zustimmung zu der Aktion geben. Die Macht, ihre Verteidiger*innen und falschen Kritiker*innen sind in der Regel nicht sehr originell, wenn es darum geht, die Massen zu delegitimieren und zu schlagen, gestern den Gefährten Severino, heute den Gefährten Alfredo Cóspito… wie viele unserer Gefährt*innen werden noch mit demselben Unsinn angegriffen?
„Mafiosi und gangsterhaft?“, „Sie verbreiten Gerüchte und Verleumdungen“ … beleidigt weiter, wir erinnern uns an die Worte von Xose Tarrío und „mit ihren Urteilen wischen wir uns den Arsch ab“.
Jetzt behauptet der Betreffende, den Namen des Verfassers des fraglichen Textes zu kennen – er wusste ihn schon immer -, aber er gibt ihn nicht preis, er deckt und schützt in der Anonymität denjenigen, der eine abscheuliche Sache geschrieben hat (von der er sagt, dass sie nicht von ihm ist)… warum?… soll doch jeder seine eigenen Schlüsse ziehen und für sie verantwortlich sein.
Hoch erhobenen Hauptes und mit schwarzem Blut, das immer durch seine Adern fließt.
Biblioteca Antiautoritaria Sacco y Vanzetti
Mai 2024
Wir sind in Juan Martínez de Rozas 3091, Espacio Fénix. Öffnungszeiten:
Dienstags und Donnerstags von 17 bis 20 Uhr.
Wir warten auf dich!
Hinweis: Um die alten veröffentlichten Texte zu sehen, auf die hier Bezug genommen wird, besuche den Blog:
1Anmerkung von informativo anarquista: Aus dem fraglichen Text: „Aber wieder kamen sektiererische Erklärungen heraus, die darauf anspielten, dass wir keine „Gefährten“ (im Fall der „niños salvajes“) oder „opportunistische“ Organisationen (im Fall des besetzten sozialen Zentrums Sacco y Vanzetti) seien. Ich denke, dass dieses soziale Zentrum mit der Figur von Mauricio der Opportunist war und viele von uns wissen das. Dies wurde zu einer Art Kampf des noch lauwarmen Leichnams von Mauricio.“
2Anmerkung von informativo anarquista: Vor ein paar Tagen wurde in den sozialen Netzwerken des Verlags Pensamiento y Batalla (Instagram) ein Text veröffentlicht, in dem ein Mitglied des Redaktionsprojekts mit „gewissen Gerüchten, Verleumdungen und Lügen“ aufräumt. Es ist bedauerlich, dass der Text wie viele andere Informationen und Mitteilungen über anarchistische oder antispeziesistische Gefangene nur im „Social-Media-Format“ verfügbar ist, was die Wiedergabe derselben Ausarbeitungen einschränkt. Als Gegeninformationsprojekt kritisieren wir die Kommunikationsmethode, die in letzter Zeit in Chile angewandt wurde und die die Verbreitung von Material ausschließlich unter den Standards von Instagram oder Facebook privilegiert.