Zwei Artikel von BILAN aus dem Jahr 1936 zum arabisch-jüdischen Konflikt in Palästina

Die folgenden Artikel von Paul Mattick und Walter Auerbach im ICC (1938), sowie wie die von Gato Mammone in BILAN (1936), erscheinen uns historisch und aktuell enorm wichtig und geeignet zu sein. Sowie es der Zufall will, handelt es sich in einem um eine Publikation (ICC, International Council Correspondence) die von hauptsächlich deutschsprachigen Kommunisten in den Vereinigten Staaten, im Exil, veröffentlicht wurde und im anderen um eine Publikation (BILAN), die auch von im Exil lebenden italienischen Kommunisten in Frankreich und Belgien veröffentlicht wurde.

In den Texten finden wir Kommunisten verschiedener Strömungen, wenn auch zu vielen Fragen gar nicht verschieden, die schon zu ihrer Zeit, bis zu unseren Zeit, sehr zutreffende Analysen machten. Beide Texte sind noch vor der Gründung des Staates Israel (1948) erschienen und dennoch kritisieren sie beide die nationalistischen Bestrebungen in den damaligen arabischen und jüdischen Lagern vor Ort, die den Konflikt aus der Klassenfrage verschiebten, damit Arbeiterinnen und Arbeiter aufeinander gehetzt werden könnten, was im Jahr 2024 noch wesentlich mehr an die Spitze getrieben worden ist.

Für uns als anarchistische Gruppe, dies haben wir sehr oft in Bezug auf den Krieg in der Ukraine gesagt, gibt es nur die Verteidigung des Internationalismus, anstatt sich auf irgendeine herrschende Partei sich einzureihen um deren Interessen zu verteidigen, egal wie diese dann geschmückt werden. BILAN wird es sehr klar ausdrücken, „Für echte Revolutionäre gibt es natürlich keine „palästinensische“ Frage, sondern nur den Kampf aller Ausgebeuteten des Nahen Ostens, Araber und Juden eingeschlossen, der Teil eines allgemeineren Kampfes aller Ausgebeuteten der ganzen Welt für die kommunistische Revolution ist.“

Mattick und Auerbach nehmen sich auch keinen Blatt vor dem Mund als sie sagen dass, „Die Verschärfung der kapitalistischen Widersprüche dient sicherlich den revolutionären Interessen der Arbeiterklasse, aber da das Proletariat eine internationale Revolution machen muss, kann es keine nationalistischen Fragen unterstützen, es kann weder die Araber noch die Juden fördern. Es muss immun bleiben gegen jede nationalistische Ansteckung und muss sich auf den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit konzentrieren, der durch die Produktionsverhältnisse bestimmt wird. Für die jüdischen Arbeiter gibt es keine nationale Lösung, so wie es auch keine Möglichkeit gibt, in den anderen Ländern jemals Frieden zu finden. Die jüdische Frage ist innerhalb der kapitalistischen Barbarei von heute unlösbar. Es ergibt keinen Sinn, die Augen vor der Realität zu verschließen: So schwierig, ja, so unmöglich es in vielen Fällen ist, die besonderen Gräueltaten gegen die jüdische Bevölkerung zu verhindern, Palästina ist keine Lösung. Der Kapitalismus bedeutet die Verlängerung dieser barbarischen Situation. Die Aufgabe der jüdischen Arbeiter ist die Aufgabe aller Arbeiter, das internationale System der kapitalistischen Ausbeutung zu beenden.“


Zwei Artikel von Bilan aus dem Jahr 1936 zum arabisch-jüdischen Konflikt in Palästina

Die Artikel können hier Teil I, Teil II, auf Französisch gelesen werden, die Übersetzung ist von uns.


Der arabisch-jüdische Konflikt in Palästina (Teil 1)

Die Verschärfung des arabisch-jüdischen Konflikts in Palästina, die Betonung der antibritischen Ausrichtung der arabischen Welt, die während des Weltkriegs ein Spielball des britischen Imperialismus war, hat uns dazu veranlasst, das jüdische Problem und das der panarabischen nationalistischen Bewegung zu betrachten. Hier werden wir versuchen, das erste dieser beiden Probleme zu behandeln.

Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer und der Zerstreuung des jüdischen Volkes wurden die Juden in den verschiedenen Ländern, aus denen sie stammten, wenn sie nicht aus ihren Gebieten vertrieben wurden (weniger aus den von den katholischen Behörden angeführten religiösen Gründen als aus ökonomischen Gründen, insbesondere der Beschlagnahmung ihrer Waren und der Annullierung ihres Kredits), bei der Regelung ihrer Lebensbedingungen nach der päpstlichen Bulle in der Mitte des 16. Jahrhunderts, die in allen Ländern die Regel war, dazu verpflichtet, in geschlossenen Räumen zu leben und die berüchtigten Insignien zu tragen.

1290 aus England und 1394 aus Frankreich vertrieben, wanderten sie nach Deutschland, Italien und Polen aus; 1492 aus Spanien und 1498 aus Portugal vertrieben, fanden sie Zuflucht in Holland, Italien und vor allem im Osmanischen Reich, das damals Nordafrika und den größten Teil Südosteuropas besetzte; dort bildeten und bilden sie noch heute diese Gemeinschaft, die einen jüdisch-spanischen Dialekt spricht, während die Auswanderer in Polen, Russland, Ungarn usw. den jüdisch-deutschen Dialekt (Jiddisch) sprechen. Die hebräische Sprache, die in dieser Epoche die Sprache der Rabbiner bleibt, wurde mit der heutigen nationalistischen jüdischen Bewegung aus dem Bereich der toten Sprachen herausgeholt und zur Sprache der Juden in Palästina.

Während die Juden des Westens, die am wenigsten zahlreich waren, und teilweise auch die der Vereinigten Staaten, durch ihr Gewicht auf den Geldmärkten und ihr intellektuelles Gewicht durch die Zahl derer, die in den freien Berufen zu finden waren, einen ökonomischen und politischen Einfluss erlangten, konzentrierten sich die großen Massen in Osteuropa und gruppierten bereits Ende des 18. Jahrhunderts 80 Prozent der europäischen Juden. Durch die erste Abwanderung aus Polen und die Annexion von Bessarabien (Gebiet um die Ukraine – Anm. d. Übers.) gerieten sie unter die Herrschaft der Zaren, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die beiden Schichten der Juden auf ihren Territorien hatten. Die russische Regierung verfolgte von Anfang an eine repressive Politik, die auf Katharina II. zurückgeht und ihren grausamsten Ausdruck unter Alexander III. fand, der die Lösung des jüdischen Problems folgendermaßen vorsah: Ein Drittel musste konvertiert werden, ein Drittel musste auswandern und ein Drittel musste ausgerottet werden. Sie wurden auf eine bestimmte Anzahl von Bezirken in den nordwestlichen Provinzen (Weißrussland), im Südosten (Ukraine und Bessarabien) und in Polen beschränkt. Sie durften nicht außerhalb der Städte und vor allem nicht in den Industriegebieten (Bergbau- und Metallverarbeitungsregionen) leben. Aber es waren vor allem die Juden, die sich bei der Durchdringung des Kapitalismus im 19. Jahrhundert einen Weg bahnten und eine Differenzierung der Klassen bewirkten.

Es war der Druck des russischen Regierungsterrorismus, der den ersten Anstoß zur palästinensischen Kolonisierung gab. Allerdings waren die ersten Juden bereits nach der Vertreibung aus Spanien Ende des 15. Jahrhunderts nach Palästina zurückgekehrt und die erste landwirtschaftliche Kolonie wurde 1870 in der Nähe von Jaffa gegründet. Die erste ernsthafte Einwanderung begann jedoch erst nach 1880, als polizeiliche Verfolgung und die ersten Pogrome zur Auswanderung nach Amerika und Palästina führten.

Diese erste „Alya“ (jüdische Einwanderung) von 1882, die sogenannten „Biluimes“, bestand hauptsächlich aus russischen Studenten, die als Pioniere der jüdischen Kolonisierung in Palästina angesehen werden können. Die zweite „Alya“ fand 1904-05 als Folge der Niederschlagung der ersten Revolution in Russland statt. Die Zahl der Juden in Palästina, die 1850 etwa 12.000 betrug, stieg 1882 auf 35.000 und 1914 auf 90.000.

Das waren alles Juden aus Russland und Rumänien, Intellektuelle und Proletarier, denn die jüdischen Kapitalisten des Westens, wie die Rothschilds und die Hirschs, beschränkten sich auf eine finanzielle Unterstützung, die ihnen einen wohlwollenden Ruf als Philanthropen einbrachte, ohne dass sie dafür ihre wertvollen Personen aufgeben mussten.

Unter den „Biluimes“ von 1882 waren die Sozialisten noch in der Minderzahl, und zwar deshalb, weil es in der damaligen Kontroverse darum ging, nach Palästina oder Amerika zu gehen, und sie waren für Letzteres. Bei der ersten jüdischen Auswanderung in die Vereinigten Staaten waren die Sozialisten also sehr zahlreich und so stellt dies eine gute Zeit für Organisationen, Zeitschriften und sogar Versuche einer kommunistischen Kolonisierung dar.

Das zweite Mal stellte sich die Frage, wohin die jüdische Einwanderung führen sollte, wie gesagt, nach der Niederlage der ersten russischen Revolution und nach der Verschärfung der Pogrome, die durch die von Kitchinew (Chisinau, Moldawien – Anm. d. Red.) gekennzeichnet waren.

Der Zionismus, der dem jüdischen Volk einen Platz in Palästina sichern wollte und gerade einen Nationalfonds für den Gebietserwerb eingerichtet hatte, war zur Zeit des 7. Zionistenkongresses in Basel gespalten zwischen der traditionalistischen Strömung, die der Verfassung des jüdischen Staates in Palästina treu blieb, und den Territorialisten, die für eine Kolonisierung anderswo und konkret in Uganda waren, das von den Briten angeboten wurde.

Nur eine Minderheit sozialistischer Juden, die Poales-Zionisten von Ber Borochov, blieben den Traditionalisten treu, während alle anderen jüdischen sozialistischen Parteien dieser Zeit, wie die Zionistischen Sozialisten (S.S.) und die Serpisten – eine Art Nachbildung der russischen Sozialrevolutionäre im jüdischen Milieu – sich für den Territorialismus aussprachen. Die älteste und mächtigste jüdische Organisation dieser Zeit, der Bund, war, wie wir wissen, zumindest in dieser Zeit ziemlich negativ gegenüber der nationalen Frage eingestellt.

Ein entscheidender Moment für die Bewegung zur nationalen Wiedergeburt wurde mit dem Weltkrieg 1914 eingeleitet. Nach der Besetzung Palästinas durch britische Truppen, für die sich die Jüdische Legion von Jabotinsky einsetzte, wurde die Balfour-Erklärung von 1917 verkündet, die die Errichtung eines jüdischen nationalen Heimatlandes in Palästina versprach.

Dieses Versprechen wurde auf der Konferenz von San Remo 1920 bestätigt, die Palästina unter britisches Mandat stellte.

Die Balfour-Erklärung führte zu einer dritten „Alya“, aber es war vor allem die vierte, die zahlreichste, die mit der Übertragung des Mandats für Palästina an Großbritannien zusammenfiel. An dieser „Alya“ waren bereits zahlreiche Schichten der petite Bourgeoisie beteiligt. Wir wissen, dass die letzte Einwanderung in Palästina, die auf den Aufstieg Hitlers zur Macht folgte und die sicherlich die wichtigste ist, bereits einen hohen Anteil an Kapitalisten enthielt.

Wurden bei der ersten Volkszählung in Palästina im Jahr 1922 unter Berücksichtigung der Verwüstungen des Weltkriegs nur 84.000 Juden, d.h. 11% der Gesamtbevölkerung, registriert, waren es 1931 bereits 175.000. Im Jahr 1934 verzeichnete die Statistik 307.000 von einer Gesamtbevölkerung von einer Million einhunderteinundsiebzigtausend. Gegenwärtig wird die Zahl von 400.000 Juden angegeben.

Achtzig Prozent der Juden haben sich in den Städten niedergelassen, deren Entwicklung durch das rasche Entstehen der wie Pilze aus dem Boden schießenden Stadt Tel-Aviv veranschaulicht wird. Auch die Entwicklung der jüdischen Industrie ist rasant: 1928 gab es 3.505 Firmen, von denen 782 mehr als vier Arbeiter hatten, also insgesamt 18.000 Arbeiter mit einem investierten Kapital von 3,5 Millionen Pfund Sterling.

Die Juden, die sich auf dem Land niedergelassen hatten, machten nur 20% aus, während die Araber 65% der landwirtschaftlichen Bevölkerung ausmachten. Aber die Fellachen bearbeiteten ihr Land mit primitiven Mitteln, während die Juden in ihren Kolonien und Plantagen nach den intensiven Methoden des Kapitalismus mit arabischen Arbeitskräften zu sehr niedrigen Löhnen arbeiteten.

Die Zahlen, die wir genannt haben, erklären bereits eine Seite des aktuellen Konflikts. 20 Jahrhunderte lang hatten die Juden Palästina verlassen und andere Bevölkerungsgruppen wurden an den Ufern des Jordans angesiedelt. Obwohl die Erklärungen von Balfour und die Beschlüsse des Völkerbundes vorgaben, die Rechte der Bewohner Palästinas zu respektieren, bedeutete die Zunahme der jüdischen Einwanderung in Wirklichkeit, dass die Araber von ihrem Land vertrieben wurden, selbst wenn sie vom Jüdischen Nationalfonds zu einem niedrigen Preis gekauft wurden.

Es ist nicht die Menschlichkeit gegenüber „einem verfolgten Volk ohne Land“, die Großbritannien zu einer pro-jüdischen Politik bewegt. Es sind die Interessen der britischen Hochfinanz, in der Juden einen überwiegenden Einfluss haben, die diese Politik bestimmt haben. Auf der anderen Seite ist seit Beginn der jüdischen Kolonisierung ein Gegensatz zwischen jüdischen und arabischen Proletariern zu erkennen. Zu Beginn hatten die jüdischen Kolonisten jüdische Arbeiter beschäftigt, weil sie deren nationalen Eifer ausnutzten, um sich gegen arabische Übergriffe zu verteidigen. Später, als sich die Lage konsolidierte, zogen die industriellen und jüdischen Grundbesitzer arabische den anspruchsvolleren jüdischen Arbeitskräften vor.

Jüdische Arbeiter nahmen durch die Gründung ihrer Gewerkschaften/Syndikate viel mehr als nur den Klassenkampf in Konkurrenz zu den niedrigen arabischen Löhnen auf. Das erklärt den chauvinistischen Charakter der jüdischen Arbeiter, der vom jüdischen Nationalismus und dem britischen Imperialismus ausgenutzt wird.

Natürlich gibt es auch politische Gründe, die dem aktuellen Konflikt zugrunde liegen. Der britische Imperialismus wollte trotz der Feindschaft zwischen den beiden Rassen die beiden unterschiedlichen Staaten unter einem Dach zusammenleben lassen und sogar einen Bi-Parlamentarismus schaffen, der ein eigenes Parlament für Juden und Araber vorsah.

Im jüdischen Lager gibt es neben der zaudernden Direktive von Weissman die Revisionisten von Jabotinsky, die im Kampf gegen den offiziellen Zionismus Großbritannien Absentismus, wenn nicht sogar Versäumnisse vorwarfen und die jüdische Einwanderung nach Transjordanien, Syrien und auf die Sinai-Halbinsel öffnen wollten.

Bei den ersten Konflikten im August 1929, die sich rund um die Klagemauer abspielten, starben laut offizieller Statistik zweihundert Araber und hundertdreißig Juden. Diese Zahlen sind sicherlich niedriger als die Realität, denn während es den Juden in den modernen Anlagen gelang, die Angriffe abzuwehren, führten die Araber in Hebron, Safit und in einigen Vororten Jerusalems regelrechte Pogrome durch.

Diese Ereignisse bedeuteten ein Ende der pro-jüdischen britischen Politik, denn das britische Kolonialreich umfasste viele Muslime, auch in Indien, was für die Regierung Grund genug war, vorsichtig zu sein.

Infolge dieser Haltung der britischen Regierung gegenüber der jüdischen nationalen Heimat ging die Mehrheit der jüdischen Parteien in die Opposition: die orthodoxen Zionisten, die allgemeinen Zionisten und die Revisionisten, während die entschiedenste Unterstützung für die britische Politik, die zu dieser Zeit von der Labour Party betrieben wurde, von der jüdischen Arbeiterbewegung vertreten wurde, die der politische Ausdruck des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes war und in der fast die Gesamtheit der jüdischen Arbeiter in Palästina organisiert war.

Nur oberflächlich betrachtet gab es in letzter Zeit eine gemeinsame Bewegung des jüdischen und arabischen Kampfes gegen die Zwangsmacht. Aber das Feuer schwelte unter der Asche und die Explosion wurde durch die Ereignisse im Mai letzten Jahres ausgelöst.

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Die italienische faschistische Presse hat sich gegen den Vorwurf der „sanktionistischen“ Presse gewehrt, faschistische Agenten hätten die Kämpfe in Palästina geschürt, ein Vorwurf, der bereits im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen in Ägypten erhoben wurde. Niemand kann leugnen, dass der Faschismus ein großes Interesse daran hat, die Flammen zu schüren. Der italienische Imperialismus hat nie einen Hehl aus seinen Plänen für den Nahen Osten gemacht, d.h. aus seinem Wunsch, sich in Palästina und Syrien an die Stelle der Zwangsmächte zu setzen. Außerdem verfügt er im Mittelmeer über einen mächtigen Marine- und Militärstützpunkt, der durch Rhodos und die anderen Inseln des Dodekanes (12 Inseln in der Ägäis) repräsentiert wird. Der britische Imperialismus hingegen sieht sich zwar durch den Konflikt zwischen Arabern und Juden begünstigt, denn nach der alten römischen Formel divide et impera muss er teilen, um zu herrschen, muss aber auch die jüdische Finanzmacht und die Bedrohung durch die nationalistische arabische Bewegung berücksichtigen.

Diese letztgenannte Bewegung, über die wir ein anderes Mal mehr sprechen werden, ist eine Folge des Weltkriegs, der zu einer Industrialisierung in Indien, Palästina und Syrien führte und die einheimische Bourgeoisie stärkte, die sich für die Regierung, d.h. für die Ausbeutung der einheimischen Massen, zur Verfügung stellte.

Die Araber beschuldigen Großbritannien, Palästina zur nationalen Heimat der Juden machen zu wollen, was bedeuten würde, der einheimischen Bevölkerung das Land zu stehlen. Sie haben erneut Abgesandte nach Ägypten, Syrien und Marokko geschickt, um in der muslimischen Welt eine Agitation zugunsten der palästinensischen Araber anzuführen und so zu versuchen, die Bewegung im Hinblick auf eine nationale panislamische Union zu verstärken. Sie werden durch die jüngsten Ereignisse in Syrien ermutigt, wo die Zwangsmacht Frankreich vor einem Generalstreik kapitulieren musste, und auch durch die Ereignisse in Ägypten, wo die Agitation und die Bildung einer nationalen Einheitsfront London gezwungen hat, die Regierung in Kairo als gleichberechtigt zu behandeln. Wir wissen nicht, ob der Generalstreik der Araber in Palästina einen ähnlichen Erfolg haben wird. Wir werden diese Bewegung im nächsten Artikel zusammen mit dem arabischen Problem untersuchen.

Gatto MAMMONE

Der arabisch-jüdische Konflikt in Palästina (Teil 2)

Wie wir im ersten Teil dieses Artikels gesehen haben, fanden die „Biluimes“, als sie nach 2.000 Jahren „Exil“ eine sandige Ebene südlich von Jaffa erwarben, andere Stämme, die Araber, die den Platz derer in Palästina einnahmen. Letztere waren nur einige Hunderttausend, entweder arabische Fellachen (Bauern) oder Beduinen (Nomaden); die Bauern bearbeiteten den Boden mit sehr primitiven Mitteln, ein Boden, der zum größten Teil den Grundbesitzern (Effendi) gehörte. Wie wir wissen, hatte der britische Imperialismus diese Latifundisten und die arabische Bourgeoisie während des Weltkriegs dazu gedrängt, auf seiner Seite zu kämpfen, und ihnen die Gründung eines arabischen Nationalstaats versprochen. Die arabische Revolte war in der Tat von entscheidender Bedeutung für den Zusammenbruch der türkisch-deutschen Front im Nahen Osten, weil sie den Aufruf des osmanischen Kalifs zum Heiligen Krieg auf ein Minimum reduzierte und zahlreiche türkische Truppen in Syrien in Schach hielt, ganz zu schweigen von der Vernichtung der türkischen Armeen in Mesopotamien.

Aber wenn der britische Imperialismus diese arabische Revolte gegen die Türkei dank des Versprechens, einen arabischen Staat aus allen Provinzen des alten Osmanischen Reiches (einschließlich Palästina) zu schaffen, angeführt hatte, zögerte er zur Verteidigung seiner eigenen Interessen nicht, im Gegenzug um die Unterstützung der jüdischen Zionisten zu werben, indem er ihnen sagte, dass Palästina sowohl verwaltungstechnisch als auch kolonisatorisch zu ihrem Aufgabenbereich gehören würde.

Gleichzeitig gewann sie die Unterstützung des französischen Imperialismus, damit dieser das Mandat über Syrien abtrat und damit diese Region, die mit Palästina eine unauflösliche historische und ökonomische Einheit bildete, abtrennte.

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In dem Brief, den Lord Balfour am 2. November 1917 an Rothschild, den Präsidenten der Zionistischen Föderation Englands, richtete, teilte er ihm mit, dass die britische Regierung die Errichtung einer jüdischen nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk wohlwollend betrachten würde und dass er sich mit aller Kraft für die Verwirklichung dieses Ziels einsetzen würde. Lord Balfour fügte hinzu, dass: „Es wird nichts unternommen, was die zivilen und religiösen Rechte der nichtjüdischen Kollektive in Palästina oder die Rechte und das politische Statut, das die Juden in anderen Ländern genießen, beeinträchtigen könnte“.

Trotz der zweideutigen Formulierungen dieser Erklärung, die es einem neuen Volk erlaubte, sich auf ihrem Boden niederzulassen, blieb die gesamte arabische Bevölkerung anfangs neutral und befürwortete sogar die Einrichtung eines nationalen jüdischen Heimatlandes. Aus Angst vor der Einführung eines Agrargesetzes zeigten sich die arabischen Eigentümer bereit, Land zu verkaufen. Die zionistischen Anführer, die ausschließlich mit der Sorge um die politische Ordnung beschäftigt waren, profitierten nicht von diesen Angeboten und gingen sogar so weit, die Verteidigung der Regierung Allenby über den Verkauf von Land zu billigen.

Schon bald zeigte die zionistische Bourgeoisie Tendenzen, Palästina (territorial und politisch) vollständig zu besetzen, indem sie die einheimische Bevölkerung enteignete und in die Wüste drängte. Diese Tendenz zeigt sich heute bei den „revisionistischen“ Zionisten, d.h. in der pro-faschistischen Strömung der nationalistischen jüdischen Bewegung.

Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche Palästinas beträgt etwa 12 Millionen Dounam (ein Dounam = ein Zehntel eines Hektars), von denen derzeit 5 bis 6 Millionen bewirtschaftet werden.

Im Folgenden wird die von den Juden in Palästina seit 1899 bewirtschaftete Fläche ermittelt:

1899: 22 Kolonien, 5.000 Einwohner, 300.000 Dounam.
1914: 43 Kolonien, 12.000 Einwohner, 400.000 Dounam.
1922: 73 Kolonien, 15.000 Einwohner, 600.000 Dounams.
1934: 160 Kolonien, 70.000 Einwohner, 1.200.000 Dounams.

Um den wirklichen Wert dieser Entwicklung und den daraus resultierenden Einfluss zu beurteilen, dürfen wir nicht vergessen, dass die arabische Bewirtschaftung des Landes auch heute noch primitiv ist, während die jüdischen Kolonien die modernsten Anbaumethoden anwenden.

Das in die landwirtschaftlichen Betriebe investierte jüdische Kapital wird auf mehr als 100 Millionen Golddollar geschätzt, wovon 65% auf die Plantagen entfallen. Obwohl die Juden nur 14% der Anbaufläche besitzen, erreicht der Wert der Produkte ein Viertel der Gesamtproduktion.

Bei den Orangenplantagen bewirtschaften die Juden 55% der Gesamternte.

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Im April 1920, in Jerusalem, und im Mai 1921, in Jaffa, zeigen sich die ersten Anzeichen einer arabischen Reaktion in Form von Pogromen. Sir Herbert Samuel, Hochkommissar in Palästina bis 1925, versuchte, die Araber zu beschwichtigen, indem er die jüdische Einwanderung stoppte und den Arabern eine repräsentative Regierung und die Zuweisung des besten Landes im Staatsgebiet versprach.

Nach der großen Ansiedlungswelle von 1925, die mit 33.000 Einwanderern ihren Höhepunkt erreichte, verschlechterte sich die Situation und führte schließlich zu den Bewegungen von 1929. Zu dieser Zeit schlossen sich die Beduinenstämme mit der arabischen Bevölkerung Palästinas zusammen, wozu muslimische Agitatoren aufriefen.

Nach diesen Ereignissen kam die parlamentarische Untersuchungskommission, die nach Palästina geschickt wurde und als Shaw-Kommission bekannt ist, zu dem Schluss, dass die Ereignisse auf die Einwanderung jüdischer Arbeiter und die „Knappheit“ von Land zurückzuführen waren, und sie schlug der Regierung vor, Land zu kaufen, um die von ihrem Land vertriebenen Fellachen zu entschädigen.

Als die britische Regierung im Mai 1930 die Schlussfolgerungen der Shaw-Kommission in vollem Umfang akzeptierte und die Einwanderung jüdischer Arbeiter nach Palästina erneut aussetzte, reagierte die jüdische Arbeiterbewegung, die die Shaw-Kommission nicht einmal anhören wollte, mit einem 24-stündigen Proteststreik, während die Palästina-Zionisten in allen Ländern sowie die großen jüdischen Gewerkschaften/Syndikate in Amerika mit zahlreichen Demonstrationen gegen diese Maßnahme protestierten.

Im Oktober 1930 erschien eine neue Erklärung zur britischen Politik in Palästina, die unter dem Namen „White Book“ bekannt wurde.

Sie war ebenso ungünstig für die Argumente der Zionisten. Doch angesichts der immer stärker werdenden Proteste der Juden reagierte die Labour-Regierung im Februar 1931 mit einem Schreiben von MacDonald, in dem das Recht auf Arbeit, auf jüdische Einwanderung und Kolonisierung bekräftigt und jüdischen Arbeitgebern gestattet wurde, jüdische Arbeitskräfte einzustellen, wenn sie diese den Arabern vorzogen – ohne dabei den möglichen Anstieg der Arbeitslosigkeit unter den Arabern zu berücksichtigen.

Die palästinensischen Arbeiter beeilten sich, ihr Vertrauen in die britische Labour-Regierung zu setzen, während alle anderen zionistischen Parteien in misstrauischer Opposition blieben.

Im vorangegangenen Artikel haben wir die Gründe für den chauvinistischen Charakter der palästinensischen Arbeiter aufgezeigt.

Der Histadrut – der wichtigsten palästinensischen Gewerkschaft/Syndikat – gehören nur Juden an (80% der jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter sind organisiert). Nur die Notwendigkeit, den Lebensstandard der arabischen Massen anzuheben, um die hohen Löhne der jüdischen Arbeiter zu schützen, hat in letzter Zeit ihre Versuche bestimmt, sich auf arabischer Seite zu organisieren. Die in der „Allianz“ zusammengeschlossenen embryonalen Gewerkschaften/Syndikat bleiben jedoch organisch von der Histadrut getrennt, mit Ausnahme der Gewerkschaft/Syndikat der LKW-Fahrer, der Vertreter beider Rassen angehören.

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Der Generalstreik der Araber in Palästina geht nun in den vierten Monat. Der Guerillakrieg geht weiter, trotz des jüngsten Dekrets, das die Todesstrafe für jeden vorsieht, der für einen Angriff verantwortlich ist; jeden Tag gibt es Überfälle und Angriffe auf Züge und Autos, ohne die Zerstörung und Brandstiftung von jüdischem Eigentum zu zählen.

Diese Ereignisse haben die Zwangsgewalt bereits fast eine halbe Million Pfund Sterling gekostet, und zwar durch die Aufrechterhaltung der Streitkräfte und durch die Reduzierung der Haushaltsaufgaben, eine Folge des passiven Widerstands und des ökonomischen Boykotts der arabischen Massen. Vor kurzem hat der Minister für die Kolonien im Unterhaus Zahlen zu den Opfern genannt: 400 Muslime, 200 Juden und 100 Polizisten. Bisher wurden 1.800 Araber und Juden vor Gericht gestellt und 1.200, davon 300 Juden, verurteilt. Nach Angaben des Ministers sind hundert arabische Nationalisten in Konzentrationslager deportiert worden.

Vier kommunistische Anführer (2 Juden und 2 Armenier) sind inhaftiert und 60 Kommunisten werden von der Polizei überwacht. Dies sind die offiziellen Zahlen.

Es ist offensichtlich, dass sich die Politik des britischen Imperialismus in Palästina an der Kolonialpolitik eines jeden Imperialismus orientiert. Diese besteht darin, sich auf bestimmte Schichten der kolonialen Bevölkerung zu stützen (indem man Rassen oder verschiedene religiöse Überzeugungen gegeneinander ausspielt oder wiederum Eifersüchteleien zwischen Häuptlingen oder Clans schürt), was es dem Imperialismus ermöglicht, seine Super-Unterdrückung über die kolonialen Massen selbst ohne Unterschied von Rassen oder Religionen fest zu etablieren.

Aber während dieses Manöver in Marokko und Zentralafrika erfolgreich war, leistet die arabische nationalistische Bewegung in Palästina und Syrien einen sehr kompakten Widerstand. Sie stützt sich auf die mehr oder weniger unabhängigen Länder, die sie umgeben: Türkei, Persien, Ägypten, Irak, die arabischen Staaten und ist darüber hinaus mit der gesamten muslimischen Welt verbunden, die 300 Millionen Individuen umfasst.

Trotz einiger Gegensätze zwischen den verschiedenen muslimischen Staaten und trotz der anglophilen Politik einiger von ihnen, wäre die große Gefahr für den Imperialismus die Bildung eines Ostblocks, der sich durchsetzen könnte – dies wäre möglich, wenn das Erstarken einer nationalistischen Stimmung der einheimischen Bourgeoisie das Erwachen der Klassenrevolte der kolonialen Ausbeuter verhindern könnte, die ihre Ausbeuter ebenso satt haben wie den europäischen Imperialismus – und die einen Sammelpunkt um die Türkei finden würde, die gerade wieder ihre Rechte über die Dardanellen bekräftigt hat und ihre panislamische Politik wieder aufnehmen könnte.

Aber Palästina ist für den britischen Imperialismus von großer Bedeutung. Wenn die Zionisten dachten, sie könnten ein „jüdisches“ Palästina bekommen, würden sie in Wirklichkeit nur ein „britisches“ Palästina bekommen. Die palästinensischen Transitrouten verbinden Europa mit Indien. Sie könnten die Seeroute von Suez ersetzen, deren Sicherheit gerade durch die Etablierung des italienischen Imperialismus in Äthiopien geschwächt worden ist. Wir sollten auch nicht vergessen, dass die Pipeline von Mosul in den palästinensischen Hafen von Haifa mündet.

Schließlich muss die britische Politik immer auch die 100.000.000 Muslime des britischen Empires berücksichtigen. Bis jetzt ist es dem britischen Imperialismus in Palästina gelungen, die Bedrohung durch die arabische nationale Unabhängigkeitsbewegung einzudämmen. Er stellt sich dem Zionismus entgegen, der, indem er die jüdischen Massen zur Auswanderung nach Palästina drängt, die Klassenbewegung ihres Herkunftslandes, wo sie ihren Platz gefunden hätten, aus dem Gleichgewicht bringt und schließlich für eine solide Unterstützung der britischen Politik im Nahen Osten sorgt.

Die Enteignung von Land zu Spottpreisen hat die arabischen Proletarier in das schwärzeste Elend gestürzt und treibt sie in die Arme der arabischen Nationalisten, der Großgrundbesitzer und der aufstrebenden Bourgeoisie. Letztere hat davon offensichtlich profitiert, um die Unzufriedenheit der Fellachen und Proletarier gegen die jüdischen Arbeiter zu lenken, so wie die zionistischen Kapitalisten die Unzufriedenheit der jüdischen Arbeiter gegen die Araber gelenkt haben. Aus diesem Gegensatz zwischen ausgebeuteten Juden und Arabern können der britische Imperialismus und die führenden Klassen der Juden und Araber nur gestärkt hervorgehen.

Der offizielle Kommunismus hilft den Arabern in ihrem Kampf gegen einen Zionismus, der als Instrument des britischen Imperialismus gilt.

Bereits 1929 veröffentlichte die nationalistische jüdische Presse eine „Schwarze Liste“ der Polizei, auf der kommunistische Agitatoren neben dem Großmufti und einigen arabischen Nationalistenführern aufgeführt waren. Bis heute sind zahlreiche militante Kommunisten verhaftet worden.

Nachdem sie den Slogan der „Arabisierung“ der Partei lanciert haben – die K.P. von Syrien und sogar von Ägypten die von einer Gruppe intellektueller Juden gegründet wurde, die als „opportunistisch“ bekämpft wurde – haben die Zentristen heute den Slogan „Arabien für die Araber“ lanciert, der nur eine Kopie des Slogans „Föderation aller arabischen Völker“ ist, ein nationalistischer arabischer Slogan, d.h. der großen Plantagenbesitzer (Effendi) und der Intellektuellen, die die Unterstützung des muslimischen Klerus haben, der vom Arabischen Kongress kontrolliert wird und im Namen seiner Interessen die Reaktionen der ausgebeuteten Araber kanalisiert.

Für echte Revolutionäre gibt es natürlich keine „palästinensische“ Frage, sondern nur den Kampf aller Ausgebeuteten des Nahen Ostens, Araber und Juden eingeschlossen, der Teil eines allgemeineren Kampfes aller Ausgebeuteten der ganzen Welt für die kommunistische Revolution ist.

Gatto MAMMONE

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