Gefunden auf mapas y huellas, der Text ist ursprünglich von Il Lato Cattivo, die Übersetzung ist von uns. Hier zwei interessante Texte zum Konflikt zwischen Palästina und Israel die die Einordnung in nationalistische und etatistische Lage kritisieren und aus materiellen Entwicklungen des Kapitals in der Region des Konflikt analysieren.
BRIEF ÜBER DEN ANTIZIONISMUS
Veröffentlicht am 11. Oktober 2023 von mapasyhuellas
von R.F (Il Lato Cattivo, Juli 2014).
Liebe Gefährtinnen und Gefährten!
ich möchte euch meine Meinung zu den aktuellen Entwicklungen im israelisch-palästinensischen Konflikt mitteilen. Verzeiht mir, wenn ich dieses Thema in eine lange Form bringen muss. Der so genannte Antizionismus – mit dem Alibi, „im Konkreten“ zu sein – verklärt jedes Mal die aktuellen Ereignisse in einem metaphysischen Sinne. Einerseits ist das normal: Es gehört zum „Anti“-Sein, einen absoluten Feind zu haben, mit dem alle anderen Feinde zu relativen Feinden werden. Jetzt ist Israel an der Reihe, das Ziel zu sein, und meiner Meinung nach ist es notwendig, sich davon zu distanzieren. Es ist nicht der Angriff auf die Synagogen während der Demonstration in Paris am Samstag, den 19. Juli, der diese Notwendigkeit bestimmt, auch wenn er sie in gewisser Weise noch verstärkt. Die Ausschreitungen, die stattgefunden haben, sollten nicht übertrieben werden; aber es stimmt, dass sie symptomatisch für etwas sind – eine Tendenz -, deren Möglichkeit mit der eigentlichen Definition des Antizionismus einhergeht. Die Verwirrung zwischen Juden, Zionismus und Israel, die Flüssigkeit, mit der diese verschiedenen Begriffe austauschbar werden, auch wenn sie sich nicht in öffentlichen Reden oder programmatischen Slogans manifestiert, ist außerdem ganz offensichtlich in dem informellen Geplauder, das hier und da auf Demonstrationen stattfindet. Es geht keineswegs darum, den Staat Israel zu verteidigen – das wäre einfach absurd -, sondern einfach darum, die israelisch-palästinensische Frage in der Geschichte neu zu positionieren, zumal die Verwandlung des Feindes in einen absoluten Feind den Mythos nährt und reproduziert. Es geht auch darum, aus zwei für einen Kommunisten gleichermaßen unhaltbaren Positionen auszubrechen: einerseits die „Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand“ und andererseits der proletarische Internationalismus als abstraktes Prinzip. Zu diesem letzten Punkt möchte ich zunächst sagen, dass den Antizionisten entgeht, dass wenn es heute Spielräume für Druck auf die Bewegungen der israelischen Regierung gibt, diese genau auf der Seite derer liegen, die dort, in Israel, leben. Die Demonstrationen, die in Israel gegen die Massaker im Gazastreifen stattgefunden haben, sind ermutigend und zwangsläufig bedeutender als die, die anderswo stattgefunden haben; aber sie bleiben auf jeden Fall klein, vor allem, wenn man davon ausgeht, dass es sich eher um moralische Empörung oder ein prinzipielles Plädoyer handelt, wie es bei den heutigen Friedensbewegungen oft der Fall ist. Sie sind der fruchtbarste Boden für die linke und akkulturierte petite Bourgeoisie mit all ihren guten Gefühlen (einige werden sich an die großen Demonstrationen in Italien gegen den Krieg im Irak und in Afghanistan erinnern, an die Friedensfahnen, die aus den Fenstern hingen… und wie das alles endete). In der Praxis würde es eines Generalstreiks bedürfen, der die israelische Ökonomie in Mitleidenschaft zieht (oder zumindest damit droht), um die israelische Regierung vorübergehend in ihre Schranken zu weisen. Andererseits sollte es nicht überraschen, dass dies nicht geschieht. Aufrufe zum Klassenkampf und zur Solidarität unter den Ausgebeuteten sind zwecklos. Continue reading →